DW: Herr Wolff, wenn man Sie in diesen Zeiten reden hört, stellt man schnell fest, dass Sie nicht gerade Optimismus verbreiten. Dabei glauben viele Menschen, dass sich der politische Wind jetzt dreht – vor allem dank US-Präsident Donald Trump. Ist er für Sie also nicht der große Hoffnungsträger, der den Deep State bekämpfen und trockenlegen will?
Ernst Wolff: Das Machtzentrum der USA befindet sich seit über 100 Jahren nicht im Weißen Haus. Im vergangenen Jahrhundert lag es in der Wall Street, in diesem Jahrhundert liegt es in der Wall Street und im Silicon Valley. Der US-Präsident ist nichts als eine Marionette, die dazu dient, dem Volk die Interessen des Kartells im Hintergrund als die eigenen zu verkaufen. Dieses Kartell aus den größten Vermögensverwaltern und den größten IT-Konzernen steht allerdings vor zwei gigantischen Herausforderungen: Das globale Geldsystem ist unwiderruflich zerbrochen und muss durch ein neues ersetzt werden. Außerdem steht die Welt aufgrund der Entwicklung der KI vor dem größten Wirtschaftsumbruch und der größten Massenarbeitslosigkeit, die der Arbeitsmarkt jemals gesehen hat. Um die eigene Macht trotz der daraus resultierenden Turbulenzen zu erhalten und zu festigen, ist das Kartell gezwungen, immer wirksamere totalitäre Strukturen zu errichten. Das beste Mittel, um dieses Ziel zu erreichen, besteht darin, soziale, wirtschaftliche und politische Unruhe zu schaffen und die Bevölkerung zu spalten. Genau diese Aufgabe erledigt die vom Kartell gesteuerte Marionette Trump.
DW: Aber Trump hat in den wenigen Tagen seiner zweiten Amtszeit schon viel Positives bewegt und mit der Biden-Politik aufgeräumt. Das ist doch nicht von der Hand zu weisen, oder?
E.W.: Viel Positives? Da sollte man genauer hinschauen: Trump hat die Klima-Agenda beendet, aber einer nie dagewesenen Umweltzerstörung – »Drill, baby, drill!« – Tür und Tor geöffnet. Er lässt die Grenze zu Mexiko nicht etwa durch noch höhere Mauern abriegeln, sondern durch den verstärkten Einsatz digitaler Kontrollen – der Weg in die biometrische Erfassung der Menschen. Er lässt USAID und ähnliche Organisationen hochgehen, weil sie im Informationszeitalter ausgedient haben und ebenso wie die durch DOGE abgeschafften Behörden durch KI ersetzt werden. Und wenn sich Trump mit Putin auf einen Frieden in der Ukraine einigt, dann zu 100 Prozent auf Kosten der Europäer, für die es anschließend sehr ungemütlich werden wird. Außerdem wird Trump der vom Kartell gesteuerten Rüstungsindustrie mit Sicherheit einen neuen Krieg bescheren, höchstwahrscheinlich im Nahen Osten. Seine uneingeschränkte Unterstützung des Netanyahu-Regimes und die Attacken gegen Iran zeigen mehr als deutlich, wohin die Reise geht.
DW: Elon Musk bezeichnen Sie sogar als Psychopathen. Könnten Sie mit Ihrer Einschätzung nicht daneben liegen?
E.W.: Ein Mensch, der nach der Tötung von 60.000 Menschen auf dem größten Kinderfriedhof der Welt ein Luxusresort einrichten und zwei Millionen Menschen ohne ihre Einwilligung »umsiedeln« will, ist für mich ein zynischer, menschenverachtender Psychopath, da schließe ich jeden Irrtum aus.
»KENNEDY IST DER PROTOTYP DES RÜCKGRATLOSEN OPPORTUNISTEN«
DW: Der DW titelte in Ausgabe 202: »Wir sind US-Gesundheitsminister«. Robert F. Kennedy Jr. hat als dieser Big Pharma den Kampf angesagt und will die Corona-»Plandemie« aufarbeiten. Sind Sie wenigstens bei dieser Personalie positiv gestimmt?
E.W.: Kennedy ist ohne die geringste Aussicht auf Erfolg in den US-Wahlkampf eingestiegen, hat sich nach einer 25-Millionen-DollarSpende von Trumps Top-Wahlspender Tim Mellon auf Trumps Seite geschlagen und ihm damit entscheidende Stimmen zum Sieg geliefert. Vor 16 Jahren war Kennedy noch bereit, als Gesundheitsminister in das Kabinett Obama einzutreten, wurde von Obama aber wegen seiner jahrelangen Heroinsucht fallengelassen. Als Vizepräsidentin hatte Kennedy im Wahlkampf Sergey Brins Ex-Gattin Nicole Shanahan ausgewählt, die 2020 noch Hillary Clinton und Joe Biden mit Spenden bedacht hatte. Kennedy ist der Prototyp eines rückgratlosen Opportunisten. Sein Auftritt vor dem Kongress, bei dem er allen zuvor gemachten Aussagen widersprach – »Meine Kinder sind geimpft«, »Ich bin kein Impfgegner«, »Ich will das Vertrauen in das USGesundheitssystem wieder herstellen« – hat das eindeutig bestätigt.
DW: Trumps Motto lautet bekanntlich »America First«. Welche Auswirkungen werden die US-Zölle auf die amerikanische und die EU-Wirtschaft Ihrer Meinung nach haben?
E.W.: Die Zölle sind ein reines Propagandamittel zur Ablenkung von der Tatsache, dass Trump zahlreiche Wahlversprechen nicht einhalten kann und wird. Die USA würden sich ohnehin durch die meisten Zölle ins eigene Fleisch schneiden, außerdem die Inflation im Lande vorantreiben. Auch Trumps Wahlkampfversprechen, die Einkommenssteuer zugunsten von Zöllen abzuschaffen, ist wirtschaftlicher Nonsens und wird zu 100 Prozent nicht eingelöst werden.
DW: Ist Ihrer Meinung nach alles, was sich vor unseren Augen abspielt, etwa auch der US-Wahlkampf zwischen den Demokraten, die für viele Antidemokraten sind, auf der einen und den Republikanern, den vermeintlich Guten, auf der anderen Seite nur ein großes Schauspiel, weil sie alle nur Marionetten des digital-finanziellen Komplexes sind?
E.W.: Genauso ist es. Der US-Wahlkampf ist ein riesiges, inzwischen hauptsächlich von Milliardären finanziertes Spektakel, bei dem der Eindruck erweckt wird, dass sich hier zwei verfeindete Lager gegenüberstehen, damit die wahre Macht im Hintergrund – der digital-finanzielle Komplex – seine Agenda möglichst ungestört durchsetzen kann.
DW: Ist demnach die Empörung etwa in Deutschland von Seiten der Altparteien über das Ergebnis der USWahl nur gespielt?
E.W.: Genauso ist es. Im Übrigen wird hier das gleiche Spiel gespielt wie in den USA: Man bewirft einander vor den Wahlen mit Dreck, um sich anschließend gemeinsam und ungeachtet aller ideologischer Differenzen dem Kartell im Hintergrund zu beugen.
»DIE REDE VON J.D. VANCE WAR REALSATIRE«
DW: US-Vizepräsident J.D. Vance wird in der Demokratiebewegung gerade mächtig abgefeiert wegen seiner beeindruckenden Rede pro Freiheit und Demokratie auf der Münchner Sicherheitskonferenz. Die EU-Globalisten waren empört. Ist auch das alles nur eine große Show?
E.W.: Beeindruckende Rede? Dass ausgerechnet J.D. Vance sich für die freie Meinungsäußerung stark macht, ist Realsatire. J.D. Vances Förderer ist Peter Thiel, Mitglied der PayPal-Mafia, ein Mann, der Monopole für großartig, die Monarchie für die beste aller Regierungsformen hält und dessen Unternehmen Palantir zu den schlimmsten Feinden von Demokratie und Freiheit weltweit zählt. Zu Vances Glaubwürdigkeit: Er hat Donald Trump von acht Jahren öffentlich als »Idioten« und »verwerflichen Menschen« bezeichnet und ihn privat mit Adolf Hitler verglichen. Einem Mann wie Vance auch nur zuzuhören, ist reine Zeitverschwendung.
DW: Der große Plan der Globalisten ist die Umverteilung und der Transhumanismus. Wir Menschen sollen durch implantierte Chips oder per elektromagnetischer Wellen mit der digitalen Sphäre verschmelzen, worauf Sie immer wieder hinweisen. An dieser Stelle machen Sie Mut, weil Sie sagen, dieser Plan sei so unmenschlich, dass sich die meisten Menschen dem verweigern werden. Meinen Sie damit auch die vielen Leute, die nach Terroranschlägen »gegen rechts« auf die Straße gehen und in einer erschreckenden Mehrheit auch 2025 noch immer die Altparteien wählen?
E.W.: Viele Menschen sind aufgrund der rasanten technologischen Entwicklung und der ständigen Panikmache durch die Medien verängstigt und halten an überkommenen Vorstellungen und an alten Idolen fest. Das aber wird sich in den kommenden Monaten und Jahren gründlich ändern. Wenn ihr Lebensstandard drastisch sinkt und ihre Freiheit immer stärker eingeschränkt wird, werden auch die Rückständigsten beginnen, alles und jeden infrage zu stellen. Dann eröffnet sich eine große historische Chance für einen Neuanfang.
DW: Die bevorstehende Bundestagswahl wird allein schon aufgrund der Brandmauer nichts verändern, einen Politikwechsel wird es in Deutschland nicht geben. Den würden Sie aber auch mit einer AfD in Regierungsverantwortung nicht sehen, oder?
E.W.: Die Brandmauer ist nicht der Grund dafür, dass die Bundestagswahl nichts ändern wird. Grund dafür ist, dass alle Parteien denselben Herren dienen, nämlich dem Kartell aus Vermögensverwaltern und ITGroßkonzernen. Die Anbiederung von Frau Weidel an Elon Musk zeigt doch mehr als deutlich, wem sich die AFD unterwirft.
DW: Wären AfD oder auch BSW für Sie also nicht einmal so etwas wie das geringere Übel?
E.W.: Sie wären ein anderes, aber kein geringeres Übel.
DW: Die AfD erklärt in ihrem Wahlprogramm, dass Sie die Nato nur als reines Verteidigungsbündnis sieht. Aber selbst das kritisieren Sie – etwa weil es wegen der bisherigen Rolle der Nato nicht glaubwürdig ist?
E.W.: Die NATO war nie ein Verteidigungsbündnis, sondern eine aggressive Militärorganisation, mit der die USA nur ein Ziel verfolgen: ihren in zwei Weltkriegen erkämpften Status als Supermacht zu erhalten und auszubauen. Wer die NATO als »Verteidigungsbündnis« bezeichnet, täuscht die Öffentlichkeit – und zwar zugunsten der Rüstungsindustrie und der hinter ihr stehenden Großinvestoren.
DW: Wie sehen Sie die deutsche Kriegswirtschaft? Die SPD will die weitere Ukraine-Hilfe mit neuen Schulden finanzieren, Union, Bündnisgrüne und FDP sind dagegen für weiteren Sozialabbau. So oder so läuft es auf dasselbe Ergebnis hinaus: die Verarmung der Gesellschaft.
E.W.: Ja. Wir haben es zurzeit in Deutschland mit Staatsschulden in Höhe von circa 2,5 Billionen Euro zu tun. Darauf müssen Zinsen gezahlt werden, die entweder durch Einsparungen oder durch Geldschöpfung hereingeholt werden müssen. Beides senkt die Kaufkraft der arbeitenden Bevölkerung und führt zur Verarmung, im ersten Fall durch den direkten Griff in die Tasche, im zweiten indirekt durch die schleichende Enteignung mittels Inflation.
»DIE WAHLURNE TRÄGT IHREN NAMEN NICHT UMSONST«
DW: Ihren Äußerungen zufolge werden Sie am Sonntag vermutlich nicht wählen gehen.
E.W.: Richtig. Die Wahlurne trägt ihren Namen nicht umsonst. Man gibt seine Stimme ab und beerdigt damit für vier Jahre die eigene politische Einflussnahme. Ich ziehe es vor, meine Stimme zu behalten und sie auch weiterhin öffentlich einzusetzen.
DW: Aber ein Wahlboykott wird wohl nichts ändern. Wie lautet Ihre Wahlempfehlung für die DW-Leser?
E.W.: Unsere Wahlen sind Scheinwahlen. Wer ihnen fernbleibt, boykottiert nicht, sondern zeigt, dass er das Spiel, was mit ihm getrieben wird, nicht mitmacht.
DW: Gibt es in der Politik national oder international überhaupt jemanden, den Sie zumindest positiver als die meisten anderen sehen?
E.W.: Das Kartell sorgt aktuell aufgrund seiner Übermacht dafür, dass niemand in der Politik hochkommt, der sich seiner Agenda nicht unterwirft. Das gilt auch für vermeintliche Außenseiter, sie sich – wie zum Beispiel Robert F. Kennedy Jr. – als Systemgegner inszenieren. Ich finde solche Figuren nicht positiver, sondern nur verlogener als andere Politiker.
DW: Was halten Sie von Javier Milei, der als Präsident von Argentinien mit seinem Land eine beeindruckende Kehrtwende vollzogen hat?
E.W.: Milei erfüllt in Argentinien denselben Zweck wie Trump in den USA: Beide vollziehen die Agenda des digital-finanziellen Komplexes, indem sie ihre Länder zu »globalen Zentren für Kryptos und KI« machen. Beide treiben die Bereicherung einer winzigen Oberschicht voran, verschärfen die Armut und sorgen für ein Höchstmaß an politischer, wirtschaftlicher und sozialer »Disruption«. Beide haben auch keine Hemmungen, ihren Posten zur hemmungslosen Selbstbereicherung auszunutzen – siehe die Trumpund Melania-Coin-Herausgabe oder die Libra-Coin-Affäre in Argentinien.
DW: Wie beurteilen Sie die jüngsten Ereignisse in Österreich rund um Herbert Kickl und die FPÖ?
E.W.: Auch Kickl gehört in die Milei-TrumpAFD-Kategorie. Er hilft mit, die Spaltung in seinem Land voranzutreiben und leistet dem Kartell damit einen wertvollen Dienst.
»ICH HABE NICHT VOR, MICH NOCH EINMAL IN DIE POLITIK ZU BEGEBEN«
DW: Sie waren während Corona mal bei der Partei Die Basis. Warum sind Sie da ausgestiegen? Und könnten Sie sich vorstellen, dass Sie sich nochmals für eine Partei engagieren?
E.W.: Ich bin von der damaligen Führung auf betrügerische Art in die Basispartei gelockt worden und ausgestiegen, nachdem ich das Spiel durchschaut habe. Ich habe auch aufgrund meines Alters nicht vor, mich noch einmal in die Politik zu begeben.
DW: Gibt es zum Abschluss noch irgendwas Hoffnungsvolles, das Sie unseren Lesern sagen möchten?
E.W.: Wir leben in einer Zeit, in der die Voraussetzungen für ein Leben in Wohlstand und Freiheit für alle Erdenbürger längst gegeben sind, der großen Mehrheit aber durch eine winzige Minderheit vorenthalten werden. Aber die Geschichte lehrt, dass Macht dann, wenn sie sich in immer weniger Händen konzentriert, zerbricht und zerfällt. Da diese Macht sich vor allem auf die Unwissenheit der Massen stützt, gibt es in meinen Augen nichts Sinnvolleres und Positiveres, als das mit Sicherheit kommende Ende der Herrschaft der Mächtigen durch die Aufdeckung ihrer Lügen zu beschleunigen. Wer sich an diesem Prozess beteiligt, muss im Übrigen nicht auf Heilsbringer hoffen, sondern schöpft aus sich selbst heraus Kraft und Zuversicht und kann darüber hinaus in dem guten Gefühl leben, nachfolgenden Generationen den Weg in eine bessere Zukunft gebahnt zu haben.
DW: Herr Wolff, wir danken Ihnen für das Gespräch.