Alexandra Wester und Joshiko Saibou erhalten den Preis der Republik für Aufklärung, Courage, freie Debatte, Grundgesetz und Demokratie. Die beiden Spitzensportler im Interview.
Welchen Sport machst Du genau und welche Auswirkungen hat Corona auf Deinen Sport?
Wester: Ich bin Leichtathletin, genauer gesagt Weitspringerin. Mit sechs Jahren habe ich damit schon angefangen, nachdem ich als aktives Kind unbedingt etwas wilderes als Ballettunterricht machen wollte. Bis jetzt betreibe ich meinen Sport mit viel Spaß und Leidenschaft. Seit dem Ausruf der Pandemie und der Absage der Olympischen Spiele 2020 merkte man jedoch direkt eine starke Verunsicherung bei den Athleten. Das finde ich komplett verständlich, denn bei vielen hing nun die Trainingsplanung in den Seilen, Trainingsstätten waren für Monate geschlossen und bei vielen sind auch Sponsoren abgesprungen.
Saibou: Ich bin Basketballer in der Bundesliga und in der Nationalmannschaft.
Was denken andere Sportler über die Corona-Maßnahmen?
Wester: Sehr differenziert, so wie in jeder Community momentan. Manche halten sie für vollkommen legitim und notwenig, während andere ganz klar den Eingriff in die Grundrechte für zu weit gegriffen halten.
Saibou: Ich denke, viele sind sich jedoch einig, dass die sowieso schon bestehenden Existenzängste bei Leistungssportlern in Deutschland nun auf ein vielfaches angestiegen sind.
Ihr vertretet eine kritische Position in der Corona-Pandemie. Die Regierung aber gibt vor, die Interessen der Gesellschaft vor Einzelinteressen schützen zu müssen. Kann Meinungsfreiheit gefährlich sein?
Wester: Meinungsfreiheit hat bei Diskriminierung anderer Menschen ihre Grenzen. Da geht‘s für mich zu weit. Bei anderen Themen, die die Meinungsfreiheit miteinschließt, habe ich genug Zuversicht und Vertrauen in die eigenständige Bewertung und Meinungsbildung meiner Mitmenschen. Jeder hat das Recht, sich zu entscheiden, was man glauben möchte und was nicht.
Wie überprüft Ihr Eure Meinung und wie könnt Ihr Eurer Verantwortung als Multiplikatoren und Vertrauenspersonen gerecht werden?
Saibou: Solange man auf dem neuesten Stand bezüglich der aktuellen Statistiken und Gesetzesänderungen bleibt und sich dazu differenzierte Expertenmeinungen einholt, kann man sich eine unabhängige Meinung zu den aktuellen Geschehnissen bilden. Das ist momentan wichtig, da es zur Zeit schwer ist, über die Öffentlich-Rechtlichen, kritische Meinungen zu diesem Thema zu erlangen. Das ist sogar durch eine aktuelle Studie der Universität Passau belegt. Der neue Bestseller von Sucharit Bhakdi hat dieser einseitigen Berichterstattung entgegengewirkt. Wir sehen unsere Verantwortung darin, für unsere Meinung geradezustehen und andere Menschen dazu zu ermutigen, das auch zu tun.
Welche Reaktionen habt ihr von anderen Athleten oder Athleten-Verbänden erhalten?
Saibou: Entweder volle Unterstützung oder gänzliche Zurückhaltung. Bei Gesprächen wurde aber vielfach die bestehende Angst um den Verlust der eigenen Existenz kommuniziert.
Wester: Unsere Verbände haben engen Kontakt zu uns. Sie wurden medial auch ziemlich unter Druck gesetzt, aber respektieren unser Recht auf freie Meinungsäußerung, was wir sehr schätzen.
Ihr habt Kontakte in Gambia. Wie sind nach Euren Kenntnissen die Auswirkungen der Pandemie in Gambia?
Wester: Sehr schlecht. Ich habe einen Freund dort vor zwei Monaten gebeten, mir Videos von gambianischen Bürgern zu schicken, in denen sie in Interviews ihre aktuelle Situation erklären. Ganze Familien können nicht mehr ernährt werden, weil vielen das Arbeiten aktuell verwährt wird. Sie verhungern dort. Um ein vielfaches weitreichender und schrecklicher als vorher. Es tut unglaublich weh, das zu sehen.
Gibt es für Euch beide auch etwas Positives aus dieser Krise?
Wester: Sie hat uns trotz der aktuellen Hindernisse auch eine gewisse Stärke gegeben.
Kommt ihr am 29.8 wieder zur Demo?
Wester: Lasst euch überraschen!
Wie kann man Euch unterstützen?
Saibou: Der Demokratische Widerstand, mit dem wir schon seit einigen Monaten in Kontakt stehen, hat freundlicherweise die Initiative »Solidarity with Saibou and Wester« als Support für uns gestartet, gekoppelt an einen Spendenaufruf für unseren »Weg zur Fairness«. Wir sehen dies als Weg für Vielfältigkeit, offenen Diskurs und als kleiner Beitrag zu einer mündigen Gesellschaft.
Die Fragen stellte Wolfgang Spraul.