»Kein Mensch hat das Recht, Millionen seiner Mitmenschen dem Risiko eines nuklearen Infernos auszusetzen. Waren Hiroshima und Nagasaki wirklich nicht genug?« (Oskar Lafontaine, auf einer der letzten NachDenkSeiten)
Gut gebrüllt, alter Löwe! Aber: was treibt ihn, durchaus kein Unbekannter im Diskurs der Macht, wonach verlangt er, wenn er im Maschinenraum der Produktion von Psychologie nach ihr ruft?
»Was treibt die Kriegshetzer der ›christlichen Partei‹? Ist es unverzeihliche Ahnungslosigkeit oder eine Art Todessehnsucht, ein Drang zur Vernichtung, zur Selbstzerstörung und zur Rückkehr in einen leblosen Zustand, den Sigmund Freud als Gegenpol zum Lebenstrieb analysierte?«
Was hat die Menschen in die Corona-Inszenierung getrieben, die Vorbereitung zur jetzigen Kriegsinszenierung? Muss man da dann auch fragen: War es unverzeihliche Ahnungslosigkeit oder eine Art Todessehnsucht, ein Drang zur Vernichtung, zur Selbstzerstörung und zur Rückkehr in einen leblosen Zustand, den Sigmund Freud als Gegenpol zum Lebenstrieb analysierte?
Und würde Lafontaine dann einwenden: das konnten wir damals doch nicht wissen, was wir heute wissen! Wissen die, die so reden, es denn beim nächsten Mal? Woran lag es, dass Ihr es beim ersten Mal nicht erkannt habt? Die Kolonnen von Bergamo? Was hat Euch an denen überzeugt?
DIE FOTOMONTAGE
VON BERGAMO
Hattet Ihr noch nie etwas von Fotomontage gehört? Sicher von der Stasi, aber doch nicht bei uns! Auch der italienische Staat tut sowas nicht! Und wieso glaubtet Ihr, dass in den Lastern Tote seien? Es waren Laster, die Ihr gesehen habt, die Euch vorgeführt wurden.
Die Geschichte vom ungläubigen Thomas saß Euch wohl in den Gliedern. Die Psychoanalyse nennt das heute »Epistemisches Misstrauen«, macht also daraus eine Pathologie! – Gott bewahre! Zu den Verrückten wollen wir nicht gehören!
Da sind wir bei den Medizinern. »Halbgötter in Weiß« nannte sie Hackethal, der mutige Arzt der Sechzigerjahre. Doch das kurierte nicht. Ihr rennt ja auch ständig in ihre Tempel, bringt ihnen Eure Daten und bekommt dafür die Absolution. Das ist ein Zirkel, aus dem schwer herauszukommen ist. Die Hand, die uns füttert (mit Medizin und Zuwendung) weist man nicht zurück! Misstrauen wäre Undankbarkeit.
Und damit sind wir bei der Politik. Die gründet auf der Verwechslung von Vater und Mutter und Vater-Rolle, der Verwechslung von Verhältnissen und Beziehungen. Die Grundlage von Loyalität, die missverstandene Dankbarkeit – den Vätern, Müttern gegenüber.
Wofür eigentlich? Für die Versprechungen, Wahlversprechen, die sie tausendmal gebrochen haben: der Diskurs der Macht. Nicht nur die Medizin, diese aber außerordentlich wirkungsvoll, sie hat praktisch ein Monopol der Meinungserzeugung und Verbreitung.
Aber ihr Wirkungsmechanismus liegt nicht in den Medien begründet, sondern die Medien arbeiten nur professionell (und profitabel) auf der Grundlage des Wirkungsmechanismus des Diskurses – der Macht.
Die Wirkungsmechanismen des Diskurses der Macht, um die es geht, sind die der Ansprache, sei’s des Befehls, sei es der Verführung und der Antwort, die der Empfänger, Zuhörer, Zuschauer gibt, mit der es sich einbringt, einbindet, verpflichtet. Wenn er antwortet, bringt er sich ein, sein Engagement verpflichtet ihn.
GEDANKENFREIHEIT –
ABER HANDELN?
Seine Antwort kann Zustimmung oder Widerspruch sein, zur oder entgegen der Rede des anderen, von dem er sich angesprochen fühlt. Entscheidend ist das Verhalten, mit dem er »reagiert«; entscheidend für den weiteren Verlauf. An ihm, am Verhalten des Angesprochenen ist der Ansprechende in erster Linie interessiert – was der Angesprochene sich dazu denkt, ist dem Sprecher nicht so wichtig: »Gedankenfreiheit« ja, nicht Freiheit seiner Überzeugung gemäß zu handeln.
Damit wird die gehörte Aussage, Behauptung, Meinung (Parole Narration) vom Angesprochenen übernommen bleibt nicht nur die gehörte, sondern wird die angeeignete.
Die Übernahme der »Parole des Bedrückers«, seiner Behauptung, seiner Narration wird durch das Verhalten bestätigt. Zugleich auch deren »Wahrheit«. Die Falle schnappt zu: Wird sie von anderer Seite angegriffen, infrage gestellt, muss sie verteidigt werden.
Dann ist der Point of No Return (Punkt ohne Wiederkehr; red.) erreicht, dann bringt »Aufklärung« so gut wie nichts mehr. Die kritische Weggabelung liegt tatsächlich im »Epistemischen Misstrauen«, eine gegenüber der Macht unverzichtbare Haltung. Das ist die Psychologie, ein »aufgeschlagenes Buch«, die die Wirkung der Kriegshetzer ebenso wie der Regisseure der Corona-Inszenierung, erklärt.
Die Kriegstreiber setzen auf die Mechanismen, die wir aus der Corona-Inszenierung bereits kennen: ihr Vorgehen bestand darin, die Grundlagen zu zerstören, auf denen die Orientierung im Alltag der Menschen funktioniert. Damit werden die Menschen der bisher selbstverständlichen Sicherheit ihrer Gewohnheiten beraubt, sie werden reduziert auf das »nackte Leben« (Agamben), auf das von Ratten, dem Lieblingstier der Behavioristen. An die Stelle der Gewohnheiten werden neue Vorschriften und Anweisungen gesetzt, die »ohne Nachfrage« / ohne Widerspruch (Wieler) zu befolgen sind: ein Vorgriff bereits auf die Militarisierung der Gesellschaft, die Übertragung der militärischen Kommandostruktur in den zivilen Alltag.
Entscheidend ist, dass sich das auf der Ebene des öffentlichen Diskurses abspielt, der allerdings als Diskurs der Macht organisiert ist und begriffen werden muss. Es ist die Macht, in deren Besitz sich die Medien befinden, sie gibt die Themen und die Art und Weise ihrer Präsentation vor, indem sie die Journalisten auswählt und die fördert, die ihre Meinung am besten vertreten. Sie wendet alle ihr zur Verfügung stehenden Mittel auf, das Entstehen eines Gegendiskurses zu verhindern. Und solange der Diskurs der Macht unwidersprochen herrscht, kann die Macht ihre Herrschaft diskursiv ausüben.
»HEIMVORTEIL
DER MACHT«
Auch das Corona-Regime begann auf der Ebene des Diskurses: mit einer Behauptung, der einer Bedrohung durch ein tödliches Virus. Die Behauptung wurde mit nichts anderem »bewiesen«, als mit den Mitteln des Diskurses selbst: mit Bildern – von Särgen in Lastwagenkolonnen. Die Bilder, die die Behauptung belegen, beweisen sollten, wurden selbst mit Behauptungen »bewiesen«: in den Särgen lägen Tote, die an »Corona« verstorben seien. Wir kennen das inzwischen zur Genüge. Ich wollte nur auf die Konstruktion verweisen, mit der ein Ereignis diskursiv hergestellt wird und wurde, in diesen Fall eine Bedrohung.
Und: die Behauptung der Bedrohung (einer Gefahr) wird verstärkt durch das Angebot, den Vorschlag einer Lösung, eines Schutzes: Maske vor Mund und Nase, Abstand gegenüber den Mitmenschen, schließlich: durch Impfung. Auch dieser Vorschlag bleibt auf der diskursiven Ebene, der Ebene der Behauptung, seine Wirkung: die Bekräftigung, Verstärkung der vorangegangenen ursprünglichen Behauptung.
Eine Bedrohung versetzt bereits als Behauptung jeden in einen Alarmzustand, in dem er für jede »Information« bereit ist. Die »stärkste« wird sich – bei der Mehrheit – durchsetzen, das heißt, die »Information«, die die Macht vorgibt, wird am bereitwilligsten angenommen.
Hier zeigt sich der »Heimvorteil« der Macht, die Beschaffenheit der Beziehung, die die Bevölkerung bereits vor dem Moment der »Warnung vor der Gefahr« zur Macht hatte: eine Frage der Loyalität (»Massenloyalität«, Brückner).
Hier liegt die Chance (für die Macht), ihre Waffen zu zeigen: sie kann sich erlauben, das zivile Regiment zu verlassen und mit Anweisungen operieren: die Empfehlungen zum Schutz vor der Gefahr können als Forderung ausgegeben werden. Es wird der Macht sogar »abgenommen«, wenn sie zu Drohungen greift. Auch hier verlässt sie nicht die diskursive Ebene. Und: die Forderung verstärkt, bekräftigt die »Richtigkeit« der vorangegangenen Behauptung. Wieder haben wir den rückwirkenden Zirkel der Verstärkung der Behauptung durch die nachfolgende Behauptung (Gesetz der »Nachträglichkeit«, Freud).
NAZI-
METHODEN
Und: das Verlassen der diskursiven Ebene kann sie (die Macht) der Bevölkerung selbst überlassen. Wenn sie die Maske vor Mund und Nase ziehen, Abstand zum Mitmenschen halten, dann erfüllen sie nicht nur die Forderung der Macht, vielmehr überzeugen sie sich selbst von der Notwendigkeit das zu tun, und beweisen damit die Gefahr, die ursprünglich lediglich in Gestalt einer Behauptung die Bühne betreten hatte.
Und mit dieser Selbstüberzeugung haben sie sich zum Parteigänger gemacht. Nun können sie, selbst überzeugt, diejenigen bekämpfen, die es noch nicht sind. Es bedarf nur eines kleinen Winks mit dem Zaunpfahl: Diffamierungen, Unterstellungen, Verdrehungen der Realität müssen mit nichts belegt werden, allein, dass die Gemeinten anderer Meinung sind, genügt.
Mit dem Übergang auf die Handlungsebene ist der Point of No Return erreicht. Alle Bemühungen um Aufklärung, Veröffentlichung geheim gehaltener Dokumente oder Statistiken (über Todeszahlen aufgrund der Anweisungen, Impftote) schaffen es nicht, die einmal auf der Handlungsebene eingenommene Position rückgängig zu machen.
Die Corona-Inszenierung war die Generalprobe für die jetzt laufende Kriegsmobilisierung der Bevölkerung. Wieder die Behauptungen, die die Bevölkerung in Alarmzustand versetzen sollen (der Russe macht in der Ukraine nicht halt, er kommt, um Deutschland zu besetzen), das einzige Angebot der Rettung, die Kriegsvorbereitung, Aufrüstung, Vorbereitung der Bevölkerung, sich selbst im Krieg zu engagieren.
Längst scheint, wie es der US-amerikanische Soziologie Charles Wright Mills einmal formulierte, die Metaphysik des Militärischen übernommen zu haben. Das Feindbild ist ausgemacht, die falschen Prämissen sind gesetzt. Die Logik des Feindbilddenkens, des Hoch- und Aufrüstens bestimmt die Entscheidungen.
Wie sehen Sie das?
DIE »METAPHYSIK DES
MILITÄRISCHEN«
Die »Metaphysik des Militärischen« ist zunächst das, was die Kriegstreiber der Bevölkerung einpauken wollen, ob sie damit Erfolg haben werden, ist durchaus noch offen. Die Ergebnisse von Meinungsumfragen sind durchaus zweideutig: der unterstellten »Notwendigkeit der Verteidigung« stimmt die Mehrheit zu, der Frage, ob sie selber an die Front gehen würden, bejahen nur etwa 20 Prozent der Befragten mit »Ja«!
Wie erklären Sie sich dann das Verhalten aufseiten der einzelnen Bürger? Wir sehen Passivität, Lethargie, Desinteresse, aber auch Ignoranz, Verleugnung. Was ist Ihre Beobachtung?
Passivität, Desinteresse, Verleugnung sind alles keine Begeisterung. Aber Begeisterung brauchen die Kriegstreiber. Begeisterung für den Krieg, dafür, tatsächlich zu tun, was die Kriegstreiber von der Bevölkerung fordern und mit ihren großmäuligen Versprechen nur behaupten, in die eigene Überzeugung übernehmen.
Von Passivität, Desinteresse, Ignoranz und so weiter zu sprechen, verfehlt die Psychologie der Bevölkerung. In Wirklichkeit handelt es sich eher um Resignation, oder auch um Realismus, realistische Einschätzung der Situation. »Wir haben es nicht geschafft, die anderen sitzen am längeren Hebel.« Die Bevölkerung war 2020 Folgejahre in weiten Teilen alles andere als passiv oder ignorant, im Gegenteil sie war hellwach, sie hat nicht hingenommen, was ihr zugemutet worden war, an intellektuellen und moralischen Ungeheuerlichkeiten. Sie protestierte. Und sie wurde von denen im Stich gelassen, die sich bisher immer als die Vertreter der Interessen der Bevölkerung behauptet hatten: die Gewerkschaften, die Kirchen, die mit linken Wahlversprechen popularisierenden Parteien.
Und sie sehen: das ist jetzt bei der Kriegsdrohung, der Vorbereitung jenes unvorstellbaren zynischen Mordens, nicht viel anders: bis zur Linkspartei hin gilt Putin als Verbrecher, der einen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg vom Zaun gebrochen hat, gegen den jede Art von militärischem Eingreifen als »Verteidigung« gerechtfertigt ist, selbst die irrsinnigste Aufrüstung.
Dies ist ein Originalbeitrag für die Online-Ausgabe der Wochenzeitung Demokratischer Widerstand (DW). – Spenden, Abonnieren, Verteilen. – Prof. Klaus-Jürgen Bruder ist einer der angesehensten und meistgelesenen Psychologieprofessoren in der BRD der Gegenwart und der zurückliegenden Jahrzehnte. Er gilt zudem als einer der vielen »heimlichen« DW-Herausgeber. Zuletzt gab er das Buch »Militarisierung der Gesellschaft. Von der Glückssüchtigkeit zur Kriegsbereitschaft« heraus (Promedia, Wien 2025). Im Verlagshaus Sodenkamp & Lenz Berlin erschien »Corona – Inszenierung einer Krise«. | Bild/Grafik: DW-Grafik mit Bildmaterial von xtranews (CC; Lafontaine; l.)) und Psychozial-Verlag (Bruder, r.)