DW: Mit dem Pianisten Arne Schmitt verbindet Sie eine langjährige Freundschaft. Wie haben Sie sich kennengelernt?
Björn Banane: Ich habe Arne 2020 in Hannover auf einer Demonstration kennengelernt, die sich kritisch mit den Coronamaßnahmen auseinandergesetzt hat. Er hatte dort als Pianist einen Auftritt. Ich habe dort als Björn Banane gesprochen und gesungen. Wir haben uns gut verstanden und unsere Wege haben sich immer wieder gekreuzt. Das führte dazu, dass wir gemeinsam auf Demonstrationen Musik machten und dann im September 2021 für sieben Monate das Land verließen und er mit mir und meiner Familie zusammen im schönen Montenegro lebte.
DW: Arne Schmitt stand nun in einem Berufungsverfahren vor Gericht. Bei einer Demonstration in der Nähe des Bundestages, am Tag der Einführung der sogenannten Bundesnotbremse, die unter anderem nächtliche Ausgangssperren bedeutete, soll er am 21. April 2021 seinen Klavierflügel als Waffe benutzt haben und so Landfriedensbruch begangen haben. Wie haben Sie das dieses Verfahren erlebt?
B.B: Ich war bei vier der zwölf Gerichtstage dort. Arne war für jeden klardenkenden Menschen freizusprechen. Die drei Videos, die er zur Beweisführung mitgebracht hatte, bewiesen das unmissverständlich. Hier sah man, dass Arne Schmitt die Menschen um ihn herum aufforderte, friedlich zu bleiben und sich an die Anordnung der Polizei zu halten, was genau das Gegenteil von einem Landfriedensbruch ist. Eigentlich hätte das Verfahren nach nur einem Verhandlungstag beendet sein müssen.
DW: Stattdessen steht nun am 24. September 2025 der 13. Prozesstag an.
B.B: Arnes Fall wurde vom Gericht nicht gerecht behandelt, darum hat er Anträge ohne Ende gestellt. Und er wollte eben auch einen Befangenheitsantrag gegen die Schöffen und den Richter stellen. Dabei ist er nicht sonderlich diplomatisch vorgegangen, sondern eben als einer, der auf sein Recht pocht. Ich habe mir da gewünscht, dass er einen guten Rechtsanwalt an seiner Seite hätte, der ihm da beiseite steht. Aber er wollte sich selber verteidigen.
DW: Ab den Jahren 2020 gab eine Zigtausende Verfahren gegen Menschen, die sich nicht an die Coronamaßnahmen hielten und dafür Gerichtsverfahren aufgedrückt bekamen. Unzählige Maßnahmenkritiker und Aufklärer wurden so vor Gericht gezerrt oder ins Gefängnis gesteckt. Ich habe Arne Schmitt so verstanden, dass er den Menschen vorführen wollte: Seht her, steht für eure Rechte ein. Und das könnt ihr auch schaffen, wenn ihr nicht das Geld habt, um Anwälten tausende Euros in den Rachen zu werfen.
B.B: Ja, das hat mich auch beeindruckt und ich bin mir sicher, dass diese Standfestigkeit und seine Vehemenz viele dazu gebracht haben, sich zu trauen, gegen verhängte Ordnungsgelder und Verfahren vorzugehen. Jetzt ist er aber auch Opfer seines eigenen Mutes und seiner Setzung geworden, sich alleine vor Gericht vertreten zu wollen. Mit einem Anwalt an seiner Seite wäre es sicherlich nicht zu dem Versuch gekommen, den Namen seines Schöffen mithilfe des Jedermanns-Recht in Erfahrung zu bringen. Darum habe ich auch umgehend nach seiner Verhaftung eine Crowdfunding-Kampagne für Arne mitorganisiert. 8.000 Euro sind dort mittlerweile zusammengekommen, damit er sich einen guten Anwalt leisten kann und nicht in ein finanzielles Loch fällt, wenn er wieder aus dem Gefängnis entlassen wird. 300,- Euro konnten wir ihm hier bereits im Gefängnis zukommen lassen. Mir war es wichtig, dass über eine Crowdfunding-Seite zu machen, um hier Transparenz herzustellen. Um zu zeigen, dass es hier nicht um gigantische, sondern um realistische Summen für Arne geht.
DW: Haben Sie derzeit Kontakt mit Arne Schmitt?
B.B: Wir haben telefoniert. In dem Gespräch ging es mir vor allem darum, ihm klarzumachen, dass er sich jetzt nicht auf seine eigenen Fähigkeiten in Rechtsfragen verlassen soll, sondern sich gute anwaltliche Hilfe holen muss, um schnell wieder rauszukommen. Arne ist ein Spitzenpianist und Musiker, aber in der Situation, in der er jetzt ist, braucht er einfach ordentliche, anwaltliche Unterstützung. Das hat ihn natürlich auch verärgert. Um es musikalisch-bildlich zu sagen: In den letzten Monat hat er Konzerte auf dem Instrument Verteidiger nach Paragraph 138 Absatz 2 Strafprozessordnung gegeben und jetzt sag ich ihm: Am Klavier bist du besser. Das verärgert ihn natürlich.
DW: Telefonate mit Gefangenen sind rar. Warum verärgern Sie ihn da?
B.B: Weil ich sein Freund bin und ihm, um ihm zu helfen, auch die Wahrheit sagen muss: Es gibt gerade für ihn einfach Wichtigeres und Besseres, als vorzuführen, wie kaputt das deutsche Rechtssystem derzeit ist. Das wissen wir alle seit den Verfahren gegen die Ärzte, gegen die Soldaten, die sich Spritzen lassen wollten, aber auch von den vielen vermeintlich kleineren Fällen in unserer persönlichen Umgebung. Und wir wissen das auch jetzt an seinem Beispiel. Die vorgetragenen Gründe für seine Untersuchungshaft Flucht- und Verdunklungsgefahr sind ja an den Haaren herbeigezogen. – Jetzt ist es mir einfach wichtig, dass er sich gute anwaltliche Unterstützung holt, auf seine Rechtsanwälte vertraut und schnell aus dem Gefängnis kommt.
DW: Herr Banane, wir danken ihnen für das Gespräch.
Die Fragen stellte Hendrik Sodenkamp.