DW: Herr Wolff, vor etwa einem Monat hatte US-Präsident Donald Trump noch erklärt, Elon Musk, der reichste Mensch der Welt, der Trumps Wahlkampf mit mindestens 250 Millionen Dollar unterstützt hatte, könne Regierungsberater bleiben, solange er will. Doch dann trugen die beiden zuletzt auf ihren Social-Media-Plattformen X und Truth Social einen öffentlichen Streit aus, machten sich gegenseitig Vorwürfe und Drohungen. Aktuell jedoch scheint zumindest Musk wieder auf Versöhnungskurs zu sein und stellt sich bezüglich der ausufernden Krawalle in Los Angeles wieder an Trumps Seite. Was hat es mit dem vermeintlichen Zoff zwischen den beiden auf sich – ist dieser überhaupt echt oder nur eine Inszenierung, die wieder einmal nur von wichtigen Dingen, die im Hintergrund ablaufen, ablenken soll?
Ernst Wolff: Ob der Streit zwischen Trump und Musk echt oder inszeniert ist, vermag ich nicht zu sagen. Auf jeden Fall kommt er den wahren Machthabern der USA – dem Kartell aus den Big Three der Wall Street, also BlackRock, Vanguard und State Street, sowie den Magnificent 7, also den großen IT-Giganten des Silicon Valley – höchst gelegen. Deren Ziel besteht in der Abschaffung aller Überreste von Demokratie und der Errichtung eines Techno-Überwachungsstaates auf der Grundlage eines neuen Geldsystems – basierend auf CBDC. Da die US- Bürger ein solches System mehrheitlich ablehnen werden, muss die Politik sie auf jede erdenkliche Weise unter Druck setzen und von der tatsächlichen Agenda ablenken. Das medial ausgeschlachtete Zerwürfnis zwischen den beiden vom digital-finanziellen Kartell aufgebauten Hoffnungsträgern Musk und Trump ist ein höchst wirksames Mittel, um genau dieses Ziel zu erreichen.
DW: Musk hatte Trump in einem inzwischen wieder gelöschten Post vorgehalten, dass er in den unveröffentlichten Epstein-Files auftauche, in denen es um die Machenschaften des Sexualstraftäter Jeffrey Epstein gehe. Er sprach sich für ein Amtsenthebungsverfahren aus und denke über die Gründung einer neuen Partei nach. Umgekehrt drohte Trump Musk mit »sehr ernsthaften Konsequenzen«, falls dieser die Demokraten unterstützen wolle. Könnte der Streit die Maga-Bewegung (»Make America great again«) spalten?
E.W.: Der Zwist ihrer Alpha-Tiere erschüttert die MAGA-Bewegung bis in ihre Grundfesten, schwächt sie und – das ist in meinen Augen das Wichtigste – beschäftigt sie so sehr, dass sowohl die Trump- als auch die Musk-Anhänger den für das eigene Schicksal wirklich wichtigen Dingen – die zunehmende Überwachung, den Abbau von Rechten, den Zerfall von Wirtschaft und Finanzsystem und die Zerstörung des Mittelstands – kaum noch Beachtung schenken. »TRUMP UND MUSK WURDEN ALS ABRISSUNTERNEHMER DES BESTEHENDEN SYSTEMS AUSERKOREN«
DW: Welche Rolle spielen Vizepräsident J. D. Vance und Tech-Milliardär, PayPal- und Palantir-Gründer Peter Thiel in dem Zoff?
E.W.: Peter Thiel ist in meinen Augen die wichtigste Figur im Hintergrund, die graue Eminenz der USA. Sämtliche US-Geheimdienste und das Pentagon sind von seiner Firma Palantir abhängig. Peter Thiel hält Demokratie für überflüssig und träumt vom Wiederaufleben der Monarchie in Form des Techno-Feudalismus. Er ist der Ziehvater und Finanzier von J. D. Vance und hat dafür gesorgt, dass zahlreiche hohe Posten in der Trump-Administration, wie unter anderem der des IT- und Krypto-Beraters von Trump, mit Leuten besetzt wurden, die auf seiner Linie liegen. Peter Thiel hält aktuell erheblich mehr Macht in Händen als Donald Trump.
DW: Musk leitete die Kostensenkungsbehörde DOGE, ehe er wie geplant nach 130 Tagen ausschied. Er wollte den US-Staatshaushalt entrümpeln. Wie bewerten Sie seine Arbeit? Und warum sehen Sie Trump kritisch?
E.W.: Trump ist ein für das Kartell nützlicher raffgieriger, geltungssüchtiger und machthungriger Selbstdarsteller. Seine medialen Eskapaden ziehen viel Aufmerksamkeit auf sich und ermöglichen es dem Kartell, im Hintergrund weitgehend ungestört zu schalten und zu walten. Was DOGE angeht: Die Behörde hatte nie das Ziel, den Staatshaushalt zu »entrümpeln«. Wie der Name Department of Government Efficiency (dt.: Behörde für Regierungseffizienz/Anm. d. Red.) bereits sagt, geht es darum, den Staat effizienter zu machen. Da das vor allem mit Hilfe der KI geschieht, glauben viele an das von Trump und Musk verbreitete Märchen, man baue den Staat ab. Das Gegenteil ist der Fall: Staatliche Überwachung und staatliche Kontrolle werden auf den neuesten Stand der Technik gebracht und können so wirkungsvoller als je zuvor eingesetzt werden.
DW: Wie gefährlich ist der Zwist für Trump und für Musk?
E.W.: In meinen Augen wurden beide von der ultrareichen Elite als Abrissunternehmer des bestehenden Systems auserkoren. Trump und Musk tun alles, um den Techno-Milliardären die Plünderung des bestehenden Systems und die Einführung eines neuen Systems gegen den Widerstand der Bevölkerung zu ermöglichen. Da es sich bei beiden – wie ihre Auseinandersetzung deutlich gemacht hat – um impulsiv handelnde, narzisstische Egomanen handelt, sind sie auch leicht steuerbar.
DW: In Deutschland setz(t)en viele Demokraten große Hoffnungen in Trump, der gegen den Deep State vorgehen wollte. Seit seiner Amtsübernahme wurde er zu einem der 25 reichsten Menschen der Welt. Doch die US-Wirtschaft schrumpft laut FED seit sechs Wochen und seine Ankündigung, den Ukrainekrieg am ersten Tag seiner Amtszeit zu beenden, setzte er nicht um. Wie passt das alles zusammen?
E.W.: Nicht nur die US-Wirtschaft, sondern die Weltwirtschaft und das globale Finanzsystem sind am Ende. Die astronomische Verschuldung und die Zerstörung des Arbeitsmarktes durch die KI werden zwangsläufig zu ihrem Zusammenbruch führen. Da das Kartell weiß, dass nichts mehr zu retten ist, nutzt es die Endphase dieses Systems zu einer hemmungslosen Plünderungsorgie. Der Ukrainekrieg dient dabei ebenso wie die Förderung des Nahostkonfliktes und die Aufrüstung der NATO als lukrative Profitquelle. »DIE ANGST VOR EINEM DRITTEN WELTKRIEG IST DURCHAUS BERECHTIGT«
DW: Wie sehen Sie die aktuelle Situation im Ukrainekrieg? Die EU rüstet massiv auf. Wird ernsthaft der Dritte Weltkrieg vorbereitet?
E.W.: Angesichts der Tatsache, dass wir es zurzeit mit einer Politikerkaste zu tun haben, die hemmungsloser, ungebildeter und korrupter ist als alle ihre Vorgänger, und angesichts einer technologischen Entwicklung, die schneller und gefährlicher ist als alles, was die Welt bisher gesehen hat, ist die Angst vor einem Dritten Weltkrieg in meinen Augen durchaus berechtigt.
DW: Wie bewerten Sie das Aufeinandertreffen vom deutschen Kanzler Friedrich Merz und Donald Trump vorletzte Woche? Beide waren auf Kuschelkurs. Warum war Trump so freundlich zu ihm?
E.W.: Warum hätte Trump das nicht sein sollen? Ex-BlackRock-Mann Merz liest seinem früheren Boss Larry Fink – und damit einem der Förderer von Donald Trump – doch jeden Wunsch von den Lippen ab. Deutschland rüstet auf, die Kriegsmaschinerie läuft, BlackRock verdient sich dumm und dämlich – wieso sollte das Trump nicht gefallen?
DW: Merz‘ Beliebtheit soll aktuellen Umfragen zufolge in den ersten Wochen seiner Kanzlerschaft zugenommen haben. Ihr Kommentar dazu?
E.W.: Wenn ich mir anschaue, wem die Medien gehören, die behaupten, Merz‘ Beliebtheit habe zugenommen, dann wundere ich mich nicht. Das ist reine Hofberichterstattung gekaufter Journalisten und hat in meinen Augen mit der Wahrheit nicht viel zu tun.
DW: EZB-Präsidentin Christine Lagarde drängt auf die Einführung des digitalen Euro. Dieser solle bis Oktober 2025 einsatzbereit sein. Wie immer werden den Bürgern nur vermeintliche Vorteile dieses Zahlungsmechanismus dargelegt. Wie ist der Stand der Dinge aus Ihrer Sicht?
E.W.: Der digitale Euro wird programmierbar sein und das Ende unserer finanziellen Freiheit besiegeln. Das haben inzwischen viele Menschen erkannt. Daher rechne ich mit erheblichem Widerstand gegen seine Einführung. Das aber bedeutet, dass man möglicherweise ein Großereignis zum Anlass für seine Einführung nehmen wird – zum Beispiel einen Kriegsausbruch, einen Cybercrash oder einen Finanzcrash. Ich rechne nicht damit, dass man den Europäern das neue Geld auf rein freiwilliger Basis anbieten wird. Da Zwangsmaßnahmen – wie das Beispiel Nigeria gezeigt hat – so gut wie keine Wirkung zeigen, halte ich ein absichtlich herbeigeführtes Großereignis oder auch eine gewaltige False-Flag-Operation, entweder bei der Einführung im Oktober oder kurz danach, für möglich.
DW: Wie sehen Sie die gewalttätigen Proteste in Los Angeles, zu denen inzwischen sogar Soldaten der Nationalgarde entsendet wurden?
E.W.: Interessant an den Protesten in Los Angeles ist vor allem, dass sie zu einer Wiederannäherung zwischen Trump und Musk geführt haben. Warum? Weil beide dasselbe Ziel haben – die Errichtung einer von totaler Überwachung gekennzeichneten Techno-Diktatur. Aufschlussreich ist für mich vor allem die Tatsache, dass der Einsatz von Nationalgarde und Marines von einem Vermummungsverbot begleitet wurde. Warum? Damit die von Trump geförderte Datenkrake Palantir auf die in den USA bisher staatlicherseits stark eingeschränkte Gesichtserkennung zurückgreifen kann. #
DW: Wie ist Ihre derzeitige Gefühlslage – sind Sie positiv oder eher negativ gestimmt?
E.W.: Meine persönliche Gefühlslage hängt zum Glück nicht von der politischen Entwicklung der Welt ab, da ich mein Schicksal nicht an die Entscheidungen entrückter Soziopathen und Psychopathen koppele. Aber ich gehe grundsätzlich davon aus, dass jede Krise – auch die aktuelle – immer zwei Seiten hat: Sie birgt Gefahren, eröffnet aber auch Chancen für etwas Neues.
DW: Herr Wolff, vielen Dank für das Gespräch.