Interview

»Lieber in den Knast als an die Ostfront«

Matthias »Mickey« Schneider ist der sympathische Fischhändler, der in »Winters Woche« (Kontrafunk) mit seiner Meinung zum politischen Gesehen nicht hinterm Berg hält. Der DW sprach mit ihm | INTERVIEW von Klaus Müller

Von Klaus Müller

DW: Herr Schneider, bitte stellen Sie sich kurz vor!

»Mickey« Schneider: Ich werde in wenigen Tagen 48, komme aus Hanau und verkaufe an meinem Firmensitz in Schotten/Vogelsbergkreis sowie auf den Wochenmärkten in Bad Nauheim, Kronberg im Taunus, in der Schillerstraße in Frankfurt am Main und in Hofheim am Taunus Fisch, etwa norwegischen Lachs oder unsere hausgemachten Heringssalate, zudem qualitativ hochwertiges Rindfleisch. Eigentlich heiße ich Matthias, aber fast alle nennen mich Mickey, weil die Hälfte der Geschwister meines Großvaters mütterlicherseits vor langer Zeit in die USA ausgewandert ist.

DW: Wie Ihre Händlerkollegin Janine Maaß (DW 205) sind auch Sie längst fester Bestandteil von Winters Woche, weil Sie neben Humor über einen gesunden Menschenverstand verfügen und sich trauen, offen Ihre Meinung auszusprechen.

M.S.: Ich sage, was ich denke. So wurde ich erzogen. Ich erkenne daran nichts Falsches. Im Gegenteil: Gerade in diesen Zeiten ist es umso wichtiger, sich seinen Mund nicht verbieten zu lassen. Manche meiner politischen Ansichten sind links, der überwiegende Teil rechts-konservativ. Aber für alle Fälle habe ich mir bereits einen schönen KontrafunkBademantel zugelegt. (lacht)

DW: Haben Sie sich immer für Politik interessiert?

M.S.: Eigentlich wollte ich von der Politik nur in Ruhe gelassen werden, um meine Arbeit zu machen und mein Leben zu leben. Doch leider mischt sich die Politik immer mehr in unser allen Leben ein. Das steht dem Staat nicht zu. In den vergangenen Jahren wurde mein Ärger darüber immer größer, so dass ich zwangsläufig anfing, mich wieder mehr für Politik zu interessieren. Los ging es 2015. Damals hieß es: Jeder kann kommen, jeder kann bleiben. Schon da haben sie gezeigt, wie leicht man die Bürger verschaukeln kann.


»Meine Lebensgefährtin wurde kaputt gespritzt«


DW: Dann kam Corona. 

M.S.: Spätestens als sie anfingen, anerkannte Persönlichkeiten wie Sucharit Bhakdi zu diffamieren und zu canceln, wusste ich, wie der Hase läuft. Ich bin montags in Langenselbold nahe Hanau immer spazieren gegangen. Für mich, der von Hals bis zum Knöchel tätowiert ist, war klar: Die einzigen Nadeln, die ich an mich heranlasse, sind die mit Farbe. Meine Lebensgefährtin ist acht Jahre jünger als ich und arbeitet in der Pflege. Sie war in Bezug auf die Impfung ebenfalls skeptisch, hat sich letztlich aber dem Druck ihres Arbeitgebers gebeugt und insgesamt zweimal impfen lassen. Früher war sie Bayerische Meisterin im Schwimmen. Wenn sie heute bei uns eine Runde um den Block geht, bekommt sie keine Luft mehr. Man hat sie kaputt gespritzt. 

DW: Welche Reaktionen auf Winters Woche erhalten Sie von Ihren Kunden? 

M.S.: Mein Hänger steht direkt neben dem Stand von Janine. Viele Leute kommen vorbei, weil sie wissen wollen, ob wir tatsächlich so witzig sind. Ja, sind wir! Ich habe einige Kunden neu hinzugewonnen. Mit einem Mann, der politisch völlig anders denkt als ich, habe ich mir jüngst ein interessantes Streitgespräch geliefert. Es blieb jederzeit sachlich, und am Ende konnteer meine Sicht zumindest nachvollziehen. Eine ältere Dame, die schon seit 20 Jahren bei mir einkauft, sagte mir, dass sie sich die Sendung jeden Sonntag ansieht, obwohl ihre Kinder total dagegen sind. Ich höre von vielen Leuten, dass sie sich nicht mehr trauen, offen ihre Meinung zu äußern. Diese Entwicklung finde ich besorgniserregend. 

DW: Wie zufrieden waren Sie mit dem Ergebnis der Bundestagswahlen? 

M.S.: Ich habe mich kaputt gelacht. Merz hat es doch tatsächlich geschafft, die Union bis zur Wahl auf 28 Prozent abzuwirtschaften. Möglich, dass von ihr bald nichts mehr übrig ist. Gut so! Ich habe mein halbes Leben die FDP gewählt. Genscher, Möllemann, Westerwelle waren gute Leute, aber diese Zeiten liegen lange zurück. Zu Blau gibt es für mich derzeit keine Alternative. 

DW: Wir gehen totalitären Zeiten entgegen. Wenn man Winters Woche sieht, stellt man fest, dass viele Menschen den Ernst der Lage aber noch immer nicht realisiert haben. 

M.S.: Im Osten schon, im Westen dauert es noch etwas. Ich finde: Nicht die Politiker sind das Problem, sondern der deutsche Michel, der mit nach unten gesenktem Kopf gutgläubig durch die Gegend läuft und immer noch davon ausgeht, dass es die Mächtigen nicht böse mit uns meinen und schon alles gut wird. Aber die Demokratie ist kein Geschenk, man muss immer um sie kämpfen.


»Trumo steckt Merz locker in seine Hosentasche«


DW: Ist US-Präsident Donald Trump für Sie ein Hoffnungsträger? 

M.S.: Ja, ist er, auch wenn mir J.D. Vance als Präsident noch besser gefallen hätte. Meine komplette US-Verwandtschaft ist von Trump begeistert. Hätten wir in Deutschland eine konservative Regierung, wären die Amerikaner jetzt wieder unsere besten Freunde. Aber mit den Eseln, die in Berlin sitzen, können Trump & Co nichts anfangen. Kein Wunder, denn Trump steckt einen Friedrich Merz locker in seine Hosentasche und lacht sich kaputt.

DW: Deutschland und Europa rüsten jetzt massiv auf. Wo wird das Ihrer Meinung nach hinführen? 

M.S.: Wenn es dazu führen würde, dass wir uns künftig besser verteidigen können, wäre es für mich in Ordnung. Führt es aber dazu, weiter den sinnlosen Ukrainekrieg zu befeuern, bin ich entschieden dagegen. Ich war einst Feldjäger bei der Bundeswehr, bin Reservist. Mein Sohn ist im wehrpflichtigen Alter, die zwei Jungs meiner Lebensgefährtin sind davon auch nicht mehr weit entfernt. Wenn sie sich bereit erklären sollten, für diese Regierung eine Uniform überzustreifen, werde ich ein ernstes Wörtchen mit ihnen reden. Ich selbst gehe lieber in den Knast als an die Ostfront. 

DW: Was tun Sie, um in diesen Zeiten Ihre gute Laune nicht zu verlieren? 

M.S.: Ich war schon immer ein positiver Mensch, grinse den ganzen Tag. Dementsprechend blicke ich zuversichtlich in die Zukunft. Ich glaube, die Straßen werden sich nun wieder füllen. Die neue Regierung wird nicht lange durchalten. Ich gehe davon aus, dass wir Anfang 2026 wieder Neuwahlen haben werden. 

DW: Herr Schneider, wir danken Ihnen für das Gespräch.


Bildquelle: Bildschirmfoto Youtube DW




Dieser Text erschien in Ausgabe N° 208 am 28. März 2025




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