DW: Herr Wolff, wie bewerten Sie das gigantische Schuldenpaket in Höhe von bis zu einer Billion Euro?
Ernst Wolff: Das Schuldenpaket ist in meinen Augen die finale Plünderung des bestehenden Geldsystems. Wir werden in Kürze eine historische Veränderung erleben, und zwar durch die Einführung von programmierbarem Geld. Der Übergang vom alten zum neuen Geld wird bestenfalls in Form einer radikalen Währungsreform geschehen, möglicherweise aber auch durch einen bewusst herbeigeführten Zusammenbruch des alten Systems oder schlimmstenfalls im Rahmen eines Krieges erfolgen. Wir befinden uns zurzeit in der Endphase des bestehenden Systems, in der man auf dessen Zukunft keine Rücksicht mehr nimmt.
»Mit Demokratie hat das alles nicht das Geringste zu tun«
DW: Um sich für die vielen Schulden Mehrheiten zu sichern, aktivierte Friedrich Merz den alten abgewählten Bundestag, was vom Bundesverfassungsgericht – bestehend aus 4 SPDlern, 3 CDU-/CSUlern und einem Grünen – durchgewunken wurde. Das Verfassungsgericht hatte schon bei Corona auf ganzer Linie versagt. Was hat das alles noch mit Demokratie zu tun?
E.W.: Wir sind spätestens um die Jahrtausendwende im digitalen Totalitarismus angekommen. Die Politiker unserer Zeit sind nichts als Marionetten der großen Vermögensverwalter der Wall Street und der IT-Giganten des Silicon Valley. Die »Big Three« (dt.: großen Drei/Anm. d. Red.), BlackRock, Vanguard und State Street, und die »Magnificent Seven« (dt.: glorreichen Sieben/Anm. d. Red.), Apple, Microsoft, Nvidia, Alphabet, Amazon, Meta und Tesla, bilden das mächtigste Kartell, das die Welt je gesehen hat. Sie haben die Politik weltweit vollständig im Griff. Mit Demokratie hat das alles nicht das Geringste zu tun.
DW: Völkerrechtler Volker Boehme-Neßler erklärte auf X: »Die Parteien verletzen in ihrem Machtrausch den Geist der Verfassung. Wir hätten ein Verfassungsgericht gebraucht, das sich als Hüter der Verfassung versteht und einmischt. Leider haben wir das in Deutschland nicht.« Hat er recht?
E.W.: Dass wir in der gegenwärtigen Lage angekommen sind, liegt nicht am Verfassungsgericht, sondern an der Verfassung selbst. Wie alle übrigen Verfassungen der Welt täuscht sie Demokratie vor, indem sie alle Menschen für gleich erklärt. In einer vom Geld regierten Gesellschaft gibt es eine solche Gleichheit aber nicht. Geld ist ein Herrschaftsinstrument, das seinem Besitzer Macht verleiht. In unserer Zeit gilt das auch für den Besitz von Daten, die in den vergangenen 40 Jahren als weiteres Herrschaftsinstrument hinzugekommen sind. Solange die Verfassungen beim Geld und bei den Daten keine Machtbeschränkung vornehmen, wird es keine Demokratie geben.
DW: Friedrich Merz hatte noch am 6. Februar die Schuldenpolitik der Sozialdemokraten kritisiert: »Können wir uns mal mit dem Gedanken beschäftigen, ob wir auf der Ausgaben-Seite ein Problem haben?« Anton Hofreiter (Bündnisgrüne) gab nun zu, dass bereits seit Wochen klar war, dass die Union die Schuldenbremse lockern würde, die neuen Schulden seien längst beschlossene Sache gewesen. Ist alles also nur ein großes Schauspiel?
E.W.: Es ist in der Tat ein Schauspiel, und es überrascht mich nicht, denn die Politik hat die Aufgabe, den Menschen die Interessen der wahren Machthaber im Hintergrund als ihre eigenen zu verkaufen. Politiker sind geltungssüchtige und gewissenlose Seelenverkäufer, die keine Lüge und keine noch so hinterhältige Täuschung der Öffentlichkeit scheuen. Was sie antreibt? Die Privilegien, mit denen das bestehende System sie für ihre Unterwürfigkeit belohnt. »DAS SCHULDENPAKET LÄUTET DIE ENDPHASE DES KLASSISCHEN KAPITALISMUS EIN«
DW: Was bedeutet das gigantische Schuldenpaket für den seit Jahren bröckelnden Kapitalismus?
E.W.: Das Schuldenpaket läutet die Endphase des klassischen Kapitalismus ein, in dem sich Kapital und Arbeit gegenüberstanden. Durch den Einsatz der KI verliert die menschliche Arbeit zunehmend an Bedeutung, daher verlieren auch Streiks und Arbeitsniederlegungen an Wirkung. Diese Schwächung der Kampfkraft der abhängig Beschäftigten verhilft der sogenannten Elite zu immer mehr Macht. Wir erleben zurzeit den Übergang vom klassischen Kapitalismus zum Techno-Feudalismus, in dem eine winzige ultrareiche Minderheit die Geschicke der Mehrheit bestimmt und ähnlich viel Macht in Händen hält wie Adel und Geistlichkeit im Mittelalter.
DW: Könnten die Schulden zumindest kurzfristig für eine Wirtschaftsbelebung sorgen?
E.W.: Natürlich können Schulden kurzfristig für Wachstum sorgen. Aber was nützt Wachstum, wenn die Kaufkraft der Konsumenten gleichzeitig durch Stellenabbau und Inflation schwindet? Was die langfristigen Folgen angeht – da stehen Einsparungen bei den Sozialausgaben an erster Stelle. Rentner und Sozialhilfeempfänger müssen sich auf ganz harte Zeiten einstellen. Wer übrigens glaubt, dass sich unser Gesundheitssystem heute bereits in katastrophalem Zustand befindet, der wird sich in drei bis vier Jahren die Augen wischen.
DW: Für vermeintliche »Klimaneutralität« soll das Grundgesetz geändert werden. »Kein Land will der Welt will bis 2045 Klimaneutralität erreichen, nicht einmal die EU«, so Energieexperte Fritz Vahrenholt. Warum ist der grüne Irrsinn in Deutschland so groß ausgeprägt wie offenbar in keinem anderen Land?
E.W.: Die Grünen haben in Deutschland eine größere Anhängerschaft als in den meisten anderen europäischen Ländern und sind daher für die sogenannte Elite als »nützliche Idioten« besonders wertvoll. Frau Baerbock und Herr Habeck sind ja mittlerweile international für ihre Inkompetenz bekannt, haben aber dafür gesorgt, dass die Interessen von BlackRock & Co. in unserem Land zur vollen Zufriedenheit von Larry Fink durchgesetzt wurden.
DW: Wird die Grundgesetzänderung für die endgültige Deindustrialisierung Deutschlands sorgen?
E.W.: Die Deindustrialisierung Deutschlands ist bereits in vollem Gang und wird sich unter den gegebenen Bedingungen auch nicht aufhalten lassen, und zwar, weil BlackRock das so will. BlackRock ist nicht nur – direkt oder indirekt – an fast allen DAX-Konzernen beteiligt, sondern seit 2021 auch das erste Finanzunternehmen, das in China eigenverantwortlich und nicht als Joint Venture agieren darf. BlackRock setzt zum Beispiel auf chinesische Autos und unterstützt daher jede Maßnahme, die dazu dient, der deutschen Autowirtschaft zu schaden. Wenn dann auch noch NGOs nachhelfen – umso besser für BlackRock. »DIE POLITIK MUSS EIN FEINDBILD AUFBAUEN«
DW: Mit Gelddrucken will man Klimaneutralität erreichen. Ist das logisch und sinnvoll?
E.W.: Das ist an Dreistigkeit und Verlogenheit nicht mehr zu übertreffen. Der Großteil des neu geschöpften Geldes fließt in die Rüstungsindustrie und damit in die umweltschädlichste Industrie, die es gibt.
DW: Wäre es verkehrt, mit neuen Schulden echte und wichtige Infrastrukturmaßnahmen umzusetzen?
E.W.: Wichtiger als neue Schulden aufzunehmen, wäre eine grundlegende Änderung des Steuerrechts. Aktuell trägt der Mittelstand die Hauptlast des Steueraufkommens, während Großkonzernen erlaubt wird, sich in Steuerparadiesen zu registrieren und bei uns so gut wie keine Steuern zu zahlen. Solange dieses Ungleichgewicht besteht, wird nie genug Geld für eine vernünftige Infrastruktur vorhanden sein.
DW: Was die Aufrüstung der Bundeswehr betrifft: Es wird seitens der Politik so getan, als stünde der Russe kurz vorm Einmarsch nach Deutschland beziehungsweise in die EU ...
E.W.: Die Politik in Berlin muss ein Feindbild aufbauen, um das eigene Aufrüsten zu rechtfertigen. Leider spielt die Regierung in Moskau das Spiel mit. Auch Putin, selbst nur eine Marionette der russischen Oligarchen, nutzt ein Feindbild, um die Rüstungsindustrie in seinem Land anzukurbeln. Der große Gewinner ist auf beiden Seiten die Rüstungsindustrie.
DW: Ist die Wahrscheinlichkeit eines Dritten Weltkrieges in den vergangenen Tagen gestiegen?
E.W.: Leider ja. Angesichts der Mischung aus Inkompetenz und Selbstüberschätzung, die unsere Politiker auszeichnet, lässt sich das Schlimmste nicht mehr ausschließen. Allerdings vermute ich, dass der Schwerpunkt der Kämpfe im Nahen Osten, möglicherweise auch im Südchinesischen Meer, liegen wird. Für diese Regionen sehe ich ganz harte Zeiten kommen.
»Europa wird in zwei bis drei Jahren nicht mehr wiederzuerkennen sein«
DW: Stichwort Deindustrialisierung! Wie lange geben Sie unserem Land noch, bis es wirtschaftlich komplett den Bach runtergeht?
E.W.: Nicht nur unser Land, ganz Europa wird in zwei bis drei Jahren nicht mehr wiederzuerkennen sein. Das Gemisch aus Insolvenzen, zunehmender Arbeitslosigkeit und inflationsbedingter Verarmung, gepaart mit einer weiteren Massenmigration auf Grund der Ausweitung des Krieges in Nahen Osten, wird zu Verhältnissen führen, die sich die meisten von uns heute noch nicht vorstellen können
DW: Welche Möglichkeiten bleiben den Menschen hierzulande um ihren Wohlstand – zum Beispiel Sparguthaben, die eigene Immobilie – noch zu schützen?
E.W.: Die Einführung von programmierbarem Geld wird das Sparen unmöglich machen. Die eigene Immobilie ist auch nicht mehr sicher, da der Staat in Notsituationen nicht vor privatem Eigentum Halt machen wird. Schutz vor der kommenden Entwicklung bieten in meinen Augen nur die Edelmetalle, insbesondere das Silber. Ich rechne damit, dass ein großer Teil der Bevölkerung das neue programmierbare Geld nicht akzeptieren und daher nach Ausweichmöglichkeiten suchen wird. Da das Bargeld mit Sicherheit abgeschafft und möglicherwiese sogar verboten wird, bleiben für mich im Alltag nur Tauschwirtschaft und altes Geld, nämlich Silber als Zahlungs- und Gold als Wertaufbewahrungsmittel. Dass die Profis im Hintergrund das auch vermuten, sieht man ja an der aktuellen Entwicklung des Gold- und Silberpreises.
DW: Alles veräußern, sein komplettes Hab und Gut nehmen und ins Ausland flüchten, im Optimalfall in ein Land außerhalb der EU, zum Beispiel nach Russland – wäre das für Sie eine sinnvolle Option?
E.W.: Nein. Wie wir in der Coronakrise gesehen haben, reicht die Macht des weltbeherrschenden Kartells bis in die hinterste Ecke dieser Welt. Was nützt es mir, wenn ich nach Papua-Neuguinea ziehe und dort eine Maske tragen oder mich impfen lassen muss? Da halte ich es für sinnvoller, im eigenen kulturellen Umkreis zu bleiben und mir hier in ländlicher Umgebung einen Platz zu sichern, wohin ich mich zurückziehen und dem ganzen alltäglichen Irrsinn entziehen kann.
»Die Leute werden ihren Wohlstand in sehr kurzer Zeit verlieren«
DW: Nach allem was in den vergangenen fünf Jahren passiert ist, setzt die Politik nun noch einen obendrauf. Dennoch regt sich in Deutschland nach wie vor kaum Widerstand. Es sieht so aus, als müsse der Deutsche tatsächlich erst seinen Wohlstand verlieren, um zu lernen ...
E.W.: Genau das wird in der vor uns liegenden Phase passieren: Die Leute in unserem Land werden ihren Wohlstand in sehr kurzer Zeit in nie gekanntem Maße verlieren. Was dann? Ich hoffe, dass viele sich dann von denen abwenden werden, denen sie bisher geglaubt und vertraut haben, und sich dann denen zuwenden, die ihnen reinen Wein eingeschenkt und sie rechtzeitig vor der Entwicklung gewarnt haben. Das ergäbe eine historische Chance, das Ruder herumzureißen. Ob es dazu kommt? Ich weiß es nicht, aber eine andere Chance für eine bessere Zukunft sehe ich nicht.
DW: Herr Wolff, wir danken Ihnen für das erneute Gespräch.