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Interview

»In dem Moment habe ich nur gedacht: Was erzählen die für einen Müll?«

Die Kinderrechtsaktivistin Ivonne Nöhren spricht über die Vernachlässigung von Kindern während der Pandemie, die gewalttätige Rahmung der Medien und die Zerstörung des Rechtsstaates. | Interview

Von Sarah Schmidt

DW: Können Sie den Lesern beschreiben, wer Sie sind?
Mein Name ist Ivonne Nöhren, ich bin 44 Jahre alt und Mutter von zwei Kindern. Ich bin seit knapp 13 Jahren selbständig. Ich bin gelernte Krankenschwester, aber ich habe relativ schnell gemerkt, dass ich in diesem Gesundheitssystem an meine Grenzen komme.


Was meinen Sie damit?
Mir wurde klar, dass das, was ich eigentlich machen wollte, nämlich Menschen in ihrem Genesungsprozess zu unterstützen, gar nicht gewollt ist. Ein Krankenhaus ist ein Wirtschaftsunternehmen und ich wollte aus diesem System raus.


Welche Entscheidungen trafen Sie?

Über die letzten Jahre habe ich verschiedene Ausbildungen gemacht. Ich bin unter anderem psychologische Beraterin und Selbstverteidigungstrainerin für Gewaltprävention und Deeskalation. Mittlerweile habe ich in Jena ein Trainingszentrum mit dem Namen »Powerful Mind – Entdecke deine Stärke«. Dort geht es mir primär darum, dass Frauen und Kinder lernen, sich selbst zu entdecken, sich auszuprobieren und sich zu fragen: Was sind meine Stärken? Was kann ich besonders gut? Die Mädchen und Frauen lernen dort auch, wieder laut zu sein und wieder ihrem eigenen Bauchgefühl zu vertrauen, um sich vor eventuellen Gefahren zu schützen.


Ihr Herzensthema sind also Kinder und Frauen. Deswegen sind Sie bei den ersten Corona-Maßnahmen auch hellhörig geworden und haben sich engagiert. Wann haben Sie gemerkt, dass Sie etwas tun müssen?

Als das alles im März losging, kam bei mir auch erstmal der Gedanke: Ohje, was ist denn jetzt hier los? Ich war auch verunsichert. Aber ich habe dann Mitte, Ende April schon gemerkt, dass das, was ich beobachte, was ich selbst spüre und wahrnehme und das, was im Fernsehen und Radio rüberkommt, nicht zusammenpassen. Ich habe da einen inneren Konflikt gespürt.

Was mich dann dazu bewogen hat, aktiv zu werden, waren die Kontakte, die ich mit den Eltern hatte und den Kontakt zum Kinderschutzdienst. Mir wurde berichtet, was hinter geschlossenen Türen passiert. Zu diesem Zeitpunkt fingen meine Alarmglocken an zu schrillen. Ich dachte mir: Sie haben alle die Kindergärten, Schulen und Vereine dicht gemacht. Die ganzen Kontrollinstanzen, die sonst auch dafür da sind, um Kindesmissbrauch und auch körperliche Gewalt zu erkennen und Meldungen zu machen. All diese Instanzen sind weggebrochen und das hat scheinbar auf einmal keinen mehr interessiert.


Deshalb gingen Sie zu Ihrer ersten Demonstration?
Der Auslöser für die erste Demo war ein Gespräch mit einer Mutter, die ich bei mir im Kurs habe. Sie hat mir am Telefon berichtet, dass ihr Sohn zu Hause nur noch weint, nichts mehr essen will und erhebliche Schlafprobleme hat. Nach diesem Telefonat habe ich Rotz und Wasser geheult und ich dachte: Was machen die hier mit den Kindern? Ich kann nicht einfach ruhig zuhause sitzen bleiben. Ich muss etwas machen. Und ging zur Demo.


Wann war dann Ihre erste Demo, die Sie selber organisiert haben?
Ich habe eine Kinderdemo unter dem Titel »Klappe auf für Kinderrechte« im Mai 2020 organisiert. Wir haben das damals in Kooperation mit dem Verein »Bürger für Thüringen« gemacht. Es wurde eine schöne Veranstaltung und ich hätte mir damals niemals erträumen lassen, was das mal für Ausmaße annimmt: Die ganze Polizeigewalt, der ganze Stress mit dem Ordnungsamt und der Fake-Antifa. Das war letztes Jahr im Mai noch nicht so. Eine Woche später haben wir die gleiche Veranstaltung auch noch auf dem Anger in Erfurt gemacht.


Wann ging es für Sie damit los, dass kritische Stimmen nicht mehr gehört wurden?
Es gab ja die Demos am März in Berlin und bundesweit – und dann in Berlin Anfang und Ende August die Demos mit Millionen Teilnehmern. Ich hatte dort noch nicht das Gefühl, dass das jetzt kritisch zu bewerten wäre oder dass ich Angst haben müsste. Am 1. August 2020 in Berlin war eher so eine Volksfeststimmung. Es war eine geniale Atmosphäre. Was mich aber da schon gewundert hatte, war die Tatsache, wie viele Menschen, die ich dort gesehen habe, und dann plötzlich überall berichtet wurde, dass 20.000 Leute durch Berlin gezogen seien. In dem Moment habe ich nur gedacht: Was erzählen die da eigentlich für einen Müll?

Doch damit nicht genug .... denn dann ging es mit diesem Framing Reichsbürger und weiteren Diffamierungen in den Medien los. Das habe ich aber zu dem Zeitpunkt noch gar nicht so als Bedrohung empfunden. Ende August war es dann schon etwas angespannter. Es war auch viel mehr Polizeipräsenz da. Die Stimmung war aggressiver. Im November ging es richtig los, alswir das zweite Mal in Leipzig gewesen sind. Da haben wir dann schon deutlich mehr Druck gespürt. Diese Einkesselungen und Übergriffe, die stattgefunden haben und die verbalen Beschimpfungen von der Fake-Antifa.


Sie sind auf Demos schon als Holocaust-Leugnerin bezeichnet und in den Staats- und Konzernmedien als stadtbekannte Querdenkerin dargestellt worden. Wie gehen Sie damit um?

Wirklich schlimm für mich war der Fernsehbeitrag vom MDR im Februar. Da gab es diese Leere Stühle-Aktion von den Gastronomen. Dafür war ich in der Orga-Gruppe. Bei der Aktion ging es um die Gastronomie und die kleinen und mittelständischen Unternehmen, was ich ja mit meinem Trainingszentrum auch habe.


Was wollten Sie mit den leeren Stühlen im Stadtbild erreichen?
Es ging nur darum, darauf aufmerksam zu machen, dass wir seit Monaten geschlossen sind und durch den Lockdown, die Zwangsschließung, massive Probleme haben. Dieses Anliegen, was wir hatten, wurde völlig in eine andere Schublade gesteckt und abgewertet: die Maßnahmenkritiker, die Corona-Leugner und die stadtbekannte Querdenkerin.


Was hat das mit Ihnen gemacht?
Das hat mich schon traurig gemacht, weil ich mich so nicht sehe und ich mich auch nicht für eine Bedrohung halte. Ich bin einfach ein ehrlicher Mensch und ich sage, was ich denke, das lasse ich mir nicht verbieten. Auch nicht nach solchen hässlichen Artikeln. Das Witzige ist ja, dass ich mittlerweile ein so gutes Netzwerk habe, dass ich zum Teil jetzt schon von Leuten, die mit Journalisten befreundet sind, im Voraus eine Nachricht bekomme: Ivonne, Achtung! Da ist schon wieder ein übler Artikel über dich in Vorbereitung. Dann kann ich mich schon ein bisschen mental darauf vorbereiten und es trifft mich nicht so kalt.

Aber es ist tatsächlich auch geschäftsschädigend. Ich biete diesen Sommer ein Feriencamp für Kinder an und drei Eltern haben die Buchung wieder storniert mit der Begründung, dass sie herausgefunden hätten, dass ich der Querdenker-Szene angehöre und dieses Gedankengut nicht teilen könnten. Das macht schon was mit einem. Ich kann so froh sein, dass ich ein so tolles Netzwerk an Menschen habe, die mich wirklich kennen.

Die Mitmenschen. Ich hätte nie erwartet, dass so viele Menschen zum Blockwart werden. Zum Beispiel ein junger Mann, der die Polizei angerufen hat, weil wir mit einer kleineren Gruppe spazieren waren. Ich war wirklich entsetzt. In was für einem Land sind wir gelandet? Und was mich parallel dazu noch schockiert, ist das, was in Weimar passiert ist. Dass ein Richter wegen angeblicher Rechtsbeugung angezeigt wird. An dem Tag ist das Rechtssystem für mich begraben worden. Das ist beängstigend.

Auch die Rechtsanwälte haben mittlerweile Angst. Wir haben hier ein paar Rechtsanwälte in der Stadt angefragt, ob sie uns bei unseren Anliegen helfen könnten. Aber sie haben Angst, dass ihnen die Fake-Antifa in Jena die Kanzlei abfackelt. Das ist schon erschreckend. Ich hätte nie für möglich gehalten, dass das in unserem Land jemals möglich sein kann.


Was würdest Du als Erstes tun, wenn Du einen Zauberstab der Veränderung für Deutschland hättest?
Ich würde ab morgen sofort verändern, dass die Schulpflicht abgeschafft wird und dass Kinder auch frei lernen dürfen. Es haben sich jetzt aufgrund der Extremsituation für die Kinder viele Initiativen in ganz Deutschland gegründet. Ich wünsche mir, dass diese Institutionen, die sich da gegründet haben, eine Chance haben, etwas Neues zu etablieren. Einen neuen Bildungsweg. Es ist selbstverständlich, dass wir in Deutschland eine Bildungspflicht haben. Das finde ich gut und wichtig. Aber es sollte nicht diesen Zwang geben, dass die Kinder wirklich in einer Staatsschule lernen müssen, wie sie es aktuell tun. Das wäre mein größter Wunsch.




Dieser Text erschien in Ausgabe N° 58 am 13. Aug. 2021




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