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»Welch Schauspiel! Aber ach! Ein Schauspiel nur!«

Goethes Zitat aus Faust I trifft den Nagel auf den Kopf: Beim G7-Gipfeltreffen in Cornwall sah die Welt ein groteskes Schauspiel von Mimen hinter Masken, die ihr wahres Gesicht zeigten, noch bevor der Vorhang fiel. | Ein Essay von Nadine Strotmann

Von Nadine Strotmann

Da waren sie, die Köpfe Europas, gestrandet in Cornwall. Eingeladen hatte Boris Johnson, der Premierminister Englands, gekommen waren die Staats- und Regierungschefs der G7 und Teile der Königlichen Familie. Die Themen – wie nicht anders zu erwarten – drehten sich um Corona, das Klima als nächste weltweite Bedrohung und wirtschaftliches Wachstum.


So weit, so schlecht. Denn hinter all’ den schön klingenden Phrasen, Versprechungen und auswendig gelernten Kernbotschaften der Regierenden versteckt sich bei genauer Betrachtung die hohe Kunst der Verführung, die dramatische Inszenierung einer Schmierenkomödie, der schön verpackte gesellschaftliche Umbau im Sinne der Finanzmächtigen der Welt.

Der erste Akt des Schauspiels bietet dem Betrachter den großen Aufzug der Protagonisten: Ihre Bühne ist die Strandpromenade, ihre Kulisse nichts weniger als die Weite des Atlantiks. Corona- und kamerawirksam präsentieren sich die Regierenden mit ihren Ehepartnern beim illustren Gruß mit Abstand – und ohne Handschlag.

Die Frauen in bunten Kleidern, die Männer in schlichten Anzügen. Während die Kameras blitzen, knipsen, lachen alle, sind gut gelaunt, ja, sie tänzeln fröhlich umeinander herum, immer mit Distanz und immer mit wiederkehrendem, zärtlichen Ellenbogen-Gruß. Es wirkt alles so leicht, wie eine lang studierte Choreografie: Jeder Schritt, jeder Griff sitzt, selbst die leichte Brise vom Meer, die die Haare der Frauen luftig wehen lässt, wirkt wie geplant. Hier ist nichts dem Zufall überlassen. Das zeigt sich auch in den Reden der Regierenden und der geladenen Mächtigen.


DER GREAT RESET ALS

DREHBUCH-VORLAGE


Der zweite Akt – als Zuspitzung des Schauspiels und aller Konflikte –, lässt keine Zweifel, dass alle Protagonisten demselben Drehbuch folgen. Es ist die große Inszenierung des Weltwirtschaftsforums (WEF), die Botschaften formuliert von Gründer Klaus Schwab, offen und äußerlich schön verpackt in seinem Buch »Covid 19 – The Great Reset«. Hinter den wohlklingenden Phrasen versteckt sich die Vierte industrielle Revolution – die dieses Mal »von oben« gesteuert umgesetzt werden soll.

Schwab als Vertreter des Transhumanismus setzt die Verschmelzung des Menschen mit Maschinen als gesetzt voraus, sieht in China ein modernes und vorbildliches Gesellschaftsmodell und lässt schon heute verkünden: »Sie werden in zehn Jahren nichts mehr besitzen, und es wird sie glücklich machen.« Ob das auch für ihn und seine superreichen, globalen Freunde gilt?

Schwab spricht ebenso immer wieder vom »window of opportunity« (etwa: Zeitraum der Angriffsmöglichkeit). Dieses sei die ausgerufene Corona-Pandemie, ein nur kleines  Zeitfenster, das genutzt werden müsse, um die Gesellschaft neu und im Sinne des WEF umzugestalten. Aha. Wurde Klaus Schwab eigentlich vom Souverän gewählt? Hat er eine demokratische Legitimation? Welche Interessen vertritt er seit Jahrzehnten? Die der einfachen Leute oder die der Großindustriellen?


SCHAUSPIELER SPIELEN,

DIE REGIE FÜHRT DER REGISSEUR


Die Eröffnungsansprache hält der Gastgeber Boris Johnson. Er nimmt die Corona-Krise zum Anlass, so wie vom WEF propagiert, die Welt jetzt gemeinsam besser aufzubauen. Er spricht in denselben Textbausteinen wie Schwab, von »we build back better« (etwa: Wir kürzen alles kurz und klein, aber besser) und von einer Welt, die »fairer, greener, more equal, more gender neutral, more feminine« sein soll. Die üblichen Phrasen des Unglücks.

Johnson unterstreicht seine Vision von einer sauberen, grünen und gerechten Welt und von Lösungen für den Klimawandel, mahnt vor dem Unterlassen. Angela Merkel, die deutsche Kanzlerin, legt in ihrer Rede den Fokus auf eben dieselben Themen. Und sie betont die Wichtigkeit des Multilateralismus vor allem im Bereich des Klimaschutzes. Welch Zufall!

Und auch der amerikanische Präsident Joe Biden bläst eintönig ins selbe Horn. Gut, bei ihm ist der geneigte Zuschauer schon glücklich, wenn er nicht inmitten seiner Rede einschläft. Doch auch er bringt die wohlklingende Botschaft von »build back better« (früher auch: weniger  sei mehr, besonders für die ohnehin Armen) und verliert sich ebenfalls in bekannten Beschwörungsformeln. Alles in allem sind sich alle Länderchefs zu einig, die Corona-Krise zum Anlass für massive Veränderungen zu nutzen. Sie argumentieren mit den vorgefertigten Kernbotschaften und Textblöcken des WEF, singen das Lied von einer besseren Welt. Natürlich nur zu unserem Besten – wenn man noch an Märchenerzählungen glaubt.

Und was meinen die politischen Akteure wirklich, wenn sie von einer besseren Welt sprechen? Für wen wird diese besser? Etwa für die Schwächsten? Für die Menschen in der dritten Welt, die zusätzlich millionenfach seit den evidenzbefreiten Lockdowns an Hunger leiden und sterben, ohne dass es die »Eliten« interessiert? Oder etwa für uns, den Souverän, der nicht gefragt wird, wie er sich eine neue und bessere Welt vorstellt? Für jeden von uns, der demnächst nichts mehr besitzen wird? Wer glaubt denen das denn? Da kann nur ein echter Prinz der Retter sein, der uns die Lösung präsentiert.


EIN PRINZ ALS

HEILSBRINGER


Fließend schließt sich der dritte Akt an – und es wird kurz und knapp die Lösung präsentiert, so wie es sich für eine Komödie gehört, alle Scheinkonflikte lösen sich im Guten. Hurra! Und wer könnte das besser darstellen als ein Royal, der noch das blaue Blut der Unterdrückung vergangener Jahrhunderte in sich trägt und selbst noch nie gewählt wurde: Prince Charles.

Seine Rede strotzt vor den bekannten Worthülsen. Doch er demaskiert die schöne Erzählung. Er fordert die Anwesenden dazu auf, die Frage des Klimawandels mit demselben starken Willen, der Unterstützung der Medien und dem Aufbau neuer Geschäftsmodelle umzusetzen – wie es die ausgerufenen Corona-Pandemie hervorgebracht hat. Das klingt nicht nach demokratischem Vorgehen. Hier sprechen Autokraten im Auftrag der Finanzmächte, die mit Härte und Rücksichtslosigkeit ihre Vorteile verfolgen und umsetzen wollen – ohne Mitsprache des Souveräns.


ELITÄRE DOPPELMORAL


Im privaten Kreise demaskieren sich auch die Regierenden wortwörtlich, sitzen eng an eng, lachen, trinken. Vergessen ist all der Abstand und Corona-Anstand. Denn während die gewählten Volksvertreter sich nicht an die Regeln halten, sich gegen das eigene Volk richten und in einer nie dagewesenen Weise offen zeigen, für wen sie eigentlich tätig sind, tragen unsere Kinder weiter Masken in den Schulen, sollen demnächst gentherapeutisch mit einer experimentellen Impfung behandelt werden, bleibt unsere Gesellschaft geschlossen, unsere Grundrechte massiv eingeschränkt.

So wie noch nie zuvor, direkt vor unseren Augen, verwandeln sich die Polit-Protagonisten in Auftragnehmer der globalen Finanzelite. Und so bleibt uns nichts anderes zu sagen und mit Goethes Faust zu schließen: »Das war also des Pudels Kern!«


Nadine Strotmann ist Kommunikationswissenschaftlerin M.A., Redakteurin und Marketingfachfrau.





Dieser Text erschien in Ausgabe N° 51




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