Dr. Sven M. (Name anonymisiert) ist Humanmediziner, gebürtiger Ostdeutscher und wohnt seit rund 20 Jahren in der Schweiz. Er erlebte die ausgerufene Pandemie als leitender Arzt in einem Schweizer Spital.
DW: Schön, dass Sie Zeit für uns haben, Dr. Sven M. Sie möchten anonym bleiben. Mögen Sie sich dennoch skizzenhaft vorstellen, damit wir alle verstehen, wie wichtig Ihre Einblicke sind?
Sven M.: Gern. Ich wurde nach kritischer Äußerung zu den Corona-Maßnahmen gekündigt und befinde mich im offenen Rechtsstreit. Daher bleibe ich derzeit unter dem Radar. Ich bin Anfang 50, Neurochirurg und lebe mit meiner Frau und unserer kleinen Tochter in der Schweiz. Gebürtig komme ich aus der Gegend zwischen Leipzig und Dresden und werde wohl im Herzen immer Ostdeutscher bleiben. Gerade in diesen Zeiten wird mir meine Vergangenheit wieder bewusst.
Nach so langer Zeit fühlen Sie sich immer noch der alten Heimat verbunden? Wie kommt das?
Meine Eltern und ich haben schon damals unter den Repressalien der DDR gelitten. Wir waren anfangs, als wir alle noch schwiegen, gut situiert. Meine Eltern arbeiteten beide als Ingenieure, hatten ein gutes Einkommen, wir hatten ein gutes Leben. Bis zu dem Tag als sie sich entschieden, einen Ausreiseantrag für uns zu stellen. Von da an nahm uns der Staat vieles: Meine beiden Eltern verloren ihren Job, ich musste die höhere Schule verlassen und entschied mich als Teenager, dann erst mal als Lagerarbeiter mein eigenes Geld zu verdienen. Ab dem Tag wusste ich, ich werde dieses Land bald selbst verlassen. Mit 18 stellte ich dann meinen eigenen Ausreiseantrag, und als dieser auch abgelehnt wurde, floh ich mit knapp 20 Jahren über Ungarn in einer Nacht-und-Nebel-Aktion zu Verwandten in den Westen.
Wie kam es dann dazu, dass Sie im Westen Ihr Abitur nachholten, um Medizin zu studieren?
Meine Großmutter prägte mich: Sie hat den Beruf des Arztes immer verehrt, sah diesen als was ganz Besonderes an. Als ich dann bei unseren Verwandten im Westen als DDR-Flüchtling die Chance hatte, meine mir verwehrte Schulausbildung nachzuholen, wusste ich, dass ich Arzt werden will. Mein Ehrgeiz war geweckt, ich holte alles nach, was mir bis dato nicht erlaubt war: Ich machte das zweitbeste Abitur des Jahrgangs, bekam ein Stipendium an der Universität in Gießen und nutzte alle Möglichkeiten, schon während des Studium zu reisen, Praktika und Auslandssemester zu belegen. So war ich unter anderem in Österreich, Ungarn. Irland, Australien und irgendwann dann auch mal in der Schweiz.
Was hat Sie denn damals als junger Arzt an der Schweiz gereizt?
Es war einfach eine gute Gelegenheit. Meine damalige Freundin und ich waren auf der Suche nach unserem ersten Job, wir konnten zeitgleich als Assistenzärzte unsere erste Anstellung antreten und haben die Chance genutzt. Anfangs war es nicht leicht, die Schweizer lassen einen nicht schnell nah ran. So dauerte es länger als gedacht, bis wir uns heimisch fühlten. In der Zwischenzeit habe ich die Staatsbürgerschaft angenommen, darf wählen, und hatte bis vor kurzem ein gutes Leben. In der aktuellen Krise jedoch wird mir die Schweiz wieder fremd, und ich fühle mich wieder wie der Ossi von damals, der schon 1988/89 für die Freiheit auf die Straße gegangen ist, ich fühle mich wieder wie der Junge, der den Mund aufmachte und vom übermächtigen Staat daraufhin Repressalien erfuhr.
Was meinen Sie genau damit?
Ich habe mich ja öffentlich kritisch zu den Corona-Maßnahmen geäußert und erlebte daraufhin eine Art Hetz-Kampagne gegen mich. Als Ergebnis erhielt ich meine Kündigung. Ich habe das Gefühl, es wiederholt sich gerade die dunkelste Zeit der deutschen Geschichte in vielen Teilen der Welt, und damit meine ich nicht nur die Zeit der DDR. Wir erleben auch hier in der Schweiz massive Grundrechtseinschränkungen, die aus meiner Sicht als Arzt nicht medizinisch motiviert sind. Das Positive ist jedoch, dass mich diese ganze Corona-Krise wieder zurück zu meinen geistigen Wurzeln bringt: Im Gegenwind laufe ich zur Höchstform auf, wer Unrecht bemerkt, muss den Mund aufmachen und darf sich niemals mit den Falschen gemein machen. Mit diesen Werten bin ich groß geworden.
Wie denken Sie über die ausgerufene Corona-Pandemie?
Am Anfang dachte ich, wie viele andere auch, dass da vielleicht wirklich was Gefährliches auf uns zukommen kann. Doch das hielt nicht lange an. Es war wie ein Mosaik, immer mehr kleine Einzelteile stimmten mich kritisch, passten nicht zueinander. Und daraus ergab sich das gesamte Bild. Covid-19 ist eine Erkrankung, die für mehr als 99 Prozent der Menschen ungefährlich ist, auch laut internationalen Studien. Alles andere was derzeit daraus gemacht wird, ist Hysterie, ein mediales und politisches Panik-Karussell.
Welche Momente der Erkenntnis haben Sie dazu motiviert, sich kritisch zu äußern?
Es fing mit den offiziellen Zahlen der Infizierten an. In sämtlichen Medien und vor allem den offiziellen Quellen der Behörden wurden Zahlen falsch dargestellt. So wurden zum Beispiel die Genesenen nicht herausgerechnet. Als ich daraufhin einen Brief an das Gesundheitsamt schrieb und aufklären wollte, ließ man mich unmissverständlich wissen, dass ich still zu sein habe, sonst drohten mir Repressalien. Das war der erste Schock. Dann folgten die ersten PCR-Testungen bei uns im Spital, im hauseigenen Labor. Da ich meine Promotion über PCR-Tests geschrieben hatte, war mein Interesse besonders groß. Was ich dann sah, erschrak mich. Es wurden die Tests unter widrigsten Bedingungen umgesetzt; das Spital hatte Aushilfen angeheuert, die keine Fachkompetenz hatten und laienhaft herumexperimentierten. Konstruktive Kritik wurde ignoriert, schließlich gab es ja Geld dafür.
Haben Sie den Eindruck, dass Geld eine zentrale Rolle in der Aufrechterhaltung des offiziellen Narrativs spielt?
Mit Sicherheit, es geht ja auch im Gesundheitssystem am Ende des Tages um Geld. Die Kliniken müssen überleben. Es wurden viele Operationen abgesagt, um die Betten für die Corona-Patienten freizuhalten. Diese waren weniger als erwartet. Und die, die kamen, hatten schwere Vorerkrankungen, einen positiven Corona-Test und wurden dann ausschließlich als Corona-Patient geführt. Viele wurden dann aus meiner Sicht auch übertherapiert. Ich habe es in der Vergangenheit noch nie erlebt, dass Patienten, die kaum eine gute Chance auf ein würdiges Weiterleben im hohen Alter nach schweren Eingriffen haben, mit aller Macht am Leben erhalten wurden. Früher galt die Lungenentzündung als Freund des alten Menschen, es war ein schneller und gängiger Tod. Aber seit der ausgerufenen Corona-Pandemie darf ja offensichtlich niemand mehr sterben.
Wann haben Sie angefangen, sich kritisch zu äußern?
Von Anfang an habe ich den offenen Austausch mit Kollegen gesucht. Ich habe mir Krankenakten durchgesehen, Krankheitsverläufe studiert und ich habe bis heute keinen einzigen Fall entdeckt, wo ein junger, gesunder Mensch ernsthaft an Covid-19 erkrankte. Als ich dann in unserem Spital herausfand, dass neue Beatmungsgeräte nur für einen Pressetermin provisorisch in unserer Intensivstation angebracht wurden – und nach dem Fototermin wieder abgeschraubt wurden – wusste ich, dass hier was nicht stimmt.
Am 13. Juni stimmen die Schweizer in einem Referendum über das Covid-19-Gesetz ab. Was bedeutet das für Sie, die Schweiz und vielleicht für den Rest der Welt?
Ich bin Realist, war auf vielen Demonstrationen und habe mit vielen Menschen gesprochen. Selbst wenn wir nicht die Mehrheit erlangen, so werden wir ein Zeichen setzen und haben es schon getan. Die Schweiz kann mit ihrer Basis-Demokratie und ihrem Widerstand eine Inspiration für alle Länder und Menschen sein, die sich von diesem neuen Totalitarismus befreien wollen. Meine Angst ist jedoch, dass die Menschen in ihrer Apathie bleiben und den falschen Versprechen der Regierung Glauben schenken. Aber eine Sache weiß ich: In der Geschichte hat es nie funktioniert, die Menschen auf Dauer zu täuschen. Die Vergewaltigung der Realität kann niemals gutgehen.
Nadine Strotmann ist Kommunikationswissenschaftlerin M.A., Redakteurin und Marketingfachfrau.