Drei Jahre Demokratiebewegung sind auch drei Jahre eines Irrtums. Es sind drei Jahre, nach denen wir erkennen müssen, dass etwas fehlt im Herzen dieser Republik.
In dieser Republik gibt es kein Bürgertum. In dieser Republik gibt es bis heute vor allen Dingen Untertanen. Es können keine Bürger sein, die in ihr die Mehrheit stellen. Bürger schreien nicht nach Führern, nach Erlösern und Verboten. Für Bürger zählt die Freiheit mehr als jeder Schein an Sicherheit. Bürger sind dem Staat nicht hörig – und schon gar nicht seinen Funktionären. Bürger wissen, dass sie es sind, denen Rechenschaft geschuldet wird in einem Staat; die Rechenschaft jeglicher Staatsgewalt. Aus dieser Einsicht und mit offenen Augen folgen Bürger den Gesetzen, doch niemals blind und aus Prinzip. Auf diese Selbstverständlichkeit baut unser Grundgesetz. Auf diese Selbstverständlichkeit haben auch wir gebaut, in all den Jahrzehnten scheinbarer Demokratie.
Heute, nach drei Jahren Terror, ist es Zeit, dass wir ehrlich fragen: Gab es je Bürgertum in dieser Republik – auch nur einen Ansatz jenes Selbstbewusstseins, das Bürger erst aus Untertanen macht. Was bis vor drei Jahren noch als solches Selbstbewusstsein erschien, hat sich entlarvt als Arroganz. Als Überheblichkeit all jener Privligierten, die sich nach der letzten Verheerung des Faschismus durch Glück wiederfanden auf der günstigen Seite einer Teilung. Der Überfluss ihrer Alimentierung führt uns heute direkt zur nächsten Korruption. In einen Endzustand der Saturiertheit und solch abgehobener Dekadenz der wenigen Profiteure, solch Realitätsverlust in Selbstbesoffenheit, dass ihnen nicht mehr klar ist, wer von ihnen Mädchen oder Junge ist.
Dass es die Menschen waren in Ostdeutschland, die unsere Irrung zuerst erkannten, kommt nicht von ungefähr. Sie kannten all die Stanzen und die Lügen, die heute nun von Baerbock kommen und von Scholz. Sie kannten all die hohlen Phrasen der Korrupten, die mit neuer Färbung heute den gleichen Zielen dienen wie schon damals. Es waren die Menschen in Ostdeutschland, die als einzige unserer Generation je begannen zu entwickeln, was dieser Republik bis heute fehlt: das Selbstbewusstsein ihrer Bürger.
Nach drei Jahren wissen wir: Es kann nicht so weitergehen wie bisher. In diesem Land regieren Mörder – sie werden es niemals eingestehen. Sie werden bis zum letzten Tag noch lügen und niemals zugeben, was wirklich war. Sie werden töten, immer wieder. Und trotzdem scheitern, wie die letzten mit übergroßem Terrorapparat. Am Mut und Selbstbewusstsein eben jenes Bürgertums, dass damals seinen Anfang fand.