Ich bin Anna, Schauspielerin und Sprecherin, und seit der zweiten Hygiene Demo am Rosa-Luxemburg-Platz fast jedes Wochenende auf der Straße, um für unsere Grundrechte und eine bessere Zukunft zu demonstrieren.
Das Interessante ist, dass ich noch nie politisch aktiv war, sondern immer nur in meiner kleinen Künstler-Weltenbummlerin-Blase gelebt habe. Von Nachrichten habe ich mich größtenteils ferngehalten, alternative Medien kannte ich nicht. Das sollte sich ändern.
Ich weiß noch genau, was ich dachte, als Anfang März die Virus-Panik und damit die Beschränkungen auch bei uns in Deutschland Einzug hielten: Aha, so muss es sich also anfühlen, in einem Land zu leben, in dem Freiheitsrechte willkürlich eingeschränkt werden. Meine ganze Familie kommt aus Russland und ich kenne viele Geschichten von der Unterdrückung; am eigenen Leib hatte ich so etwas noch nie erlebt. Aber gut, wer bin ich schon, dass ich mich beschweren sollte? Wenn eine schreckliche Krankheit im Anmarsch ist, dann ist es natürlich sinnvoll Maßnahmen zu treffen - wurde vorgehalten.
Ob das, was über den Killervirus Corona berichtet wurde, wahr war, konnte ich nicht sagen, denn ich kannte niemanden, der an Covid-19 erkrankt, geschweige denn daran gestorben wäre. Niemand kannte jemanden.
Trotzdem schlossen Geschäfte, Veranstaltungen wurden abgesagt. Langsam kam es mir vor, als lebte ich in einer Black-Mirror-Episode — alles war so surreal. Als ich diese Gedankenspinnerei vor Freunden äußerte, wurde ich belächelt.
Etwas später, als ich zu suchen anfing,
auf immer mehr kontroverse Informationen stieß und diese lauthals mit
Freunden teilte, kamen die ersten harten Antworten: Sie reichten von Belehrungen, ich solle mich von Rechten
und Verschwörungstheoretikern fern
halten, über Bekundungen, dass sich
Freunde um mich Sorgen machten,
bis hin zu aggressiven Beleidigungen
unter der Gürtellinie.
Ich war geschockt, wie die Leute in meinem Umkreis sich verhielten! Vor allem, weil die agressivsten Kommentare auf meine nun regelmäßig erscheinenden Social Media Posts von Menschen kamen, die ich sonst als warmherzig und offen empfunden hatte — zumindest für sachliche Gespräche. Es ist eine paranoide Szene, die den Lockdown fanatisch will.
Wie bei jeder Thematik, die einen mitnimmt, bin ich dann durch verschiedene Stadien gegangen: Ich war schockiert, habe Tatendrang verspürt, ich war wütend, ich war enttäuscht und verletzt, von manchen Geschehnissen euphorisiert und motiviert.
Auch wenn ich eigentlich beruflich auf Social Media aktiv bin, habe ich mich mit meiner persönlichen Meinung zu polarisierenden Themen bisher immer zurückgehalten. Jetzt konnte ich es einfach nicht lassen, meine Gedanken und Informationen zu teilen, die ansonsten nicht wirklich an die Öffentlichkeit dringen.
Um ganz ehrlich zu sein, muss ich immer wieder meinen Mut zusammennehmen, bevor ich all die harten Hate-Kommentare aus der Corona-Fan-Szene durchlesen kann. Auch weil der Grad der Aggressivität angestiegen ist.
Ich wurde nicht nur verbal angegriffen, mir wurden bereits Freundschaften gekündigt. Ich glaube auch, dass es berufliche Konsequenzen nach sich ziehen wird. Es ist aber nicht alles schlecht. Was mir unglaublich viel Kraft gibt, ist, dass ich viele Mitstreiter gefunden habe, die Mehrheit werden.
Menschen, die kritisch, offen und vor allem aktiv sind. Denn das ist mir wirklich unglaublich wichtig: Ich kann nicht dasitzen und abwarten, bis sich etwas ändert. Die Frage ist auch, ob sich überhaupt etwas ändern würde, wenn die Aktivisten sich nicht auflehnen würden.
Und so kam es auch zu meiner Metamorphose: Von einer politisch-passiven Schauspielerin zur Aktivistin. Denn tatenlos zuzusehen und darauf zu hoffen, dass sich etwas von allein verbessert, war mir einfach nicht möglich. Zuerst ging ich also auf die Straße. Aber das war mir bald nicht genug. Ich habe eine eigene kleine Aktivistengruppe gegründet, mehrere Events organisiert, bin grade dabei, ein Video mit einer Sammlung von kritischen Stimmen zu erstellen und habe einen Brief an Staatsanwälte geschrieben, mit der Forderung das Robert-Koch-Institut anzuklagen.
Ich glaube nämlich, dass wir neben
den Demonstrationen auch an anderen Fronten kämpfen müssen. Wissenschaftlich und juristisch vorzugehen, empfinde ich als sehr wichtig.